Bochum. .

„Inklusion bedeutet die Aufgabe der Vorstellung eines Sondermenschen. Inklusion bedeutet, Freunde unter Schülern der allgemeinen Schule zu haben.“ So zwei der vielen Statements für einen gemeinsamen Unterricht von behinderten und nicht behinderten Schülern - die 40 Schülern abgaben, die an Förderschulen des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) unterrichtet werden bzw. von Schülern, die an einem gemeinsamen Unterricht teilnehmen.

Am Mittwoch diskutierten diese Schüler intensiv mit bei der Pro und Contra-Debatte „Inklusive Schulentwicklung - Schülerinnen und Schüler treffen Politik“, zu der der LWL in die Schule am Haus Langendreer, LWL-Förderschule für Körperliche und Motorische Entwicklung eingeladen hatte.

Anstrengung für beide Seiten

Vertreter des Bochumer Schulausschusses konnten Argumente für und gegen Inklusion hören. Beispielsweise das Pro für Unterricht in Förderschulen: „kleine Klassen“, „kein ständiger Raumwechsel, sondern feste Klassenräume“ und das „Gefühl, unter Gleichgesinnten“ zu lernen.

Pädagogen und Politiker erlebten im Detail, dass Inklusion auch Anstrengung - von behinderten und nichtbehinderten Schülern und Erwachsenen - bedeutet. Die Sprecherin, die am Nachmittag Berichte aus vier Foren im Gesamtplenum der Veranstaltung moderierte, sprach einfach zu schnell für einige Schüler und die Gebärdendolmetscherin. Schüler intervenierten zweimal - und dann ging’s.

Unter anderem aus Münster und Bad Oeynhausen waren die Schüler angereist, um beim Workshop mit jungen körperbehinderten und sinnesgeschädigten Menschen teilzunehmen. Sie sorgten für einfache Wahrheiten und gaben unmittelbare Erfahrungen weiter: „Mir fehlt es an Instrumenten“, „buntere Räume wären besser.“

Gegenseitiges Verstehen kann nicht gefördert werden

„Unsere Technikausstattung ist schlecht“ hatte ein Schüler bemängelt, der als Behinderter eine Regelschule besucht. Und er fand Verständnis bei Heinz Dingerdissen, Vorsitzender des LWL-Schulausschusses: „Leider ist es so, dass beispielsweise Lehrer mit den nötigen technischen Hilfsmitteln ausgestattet werden, um mit hörbehinderten Schülern zu kommunizieren, aber für die nichtbehinderten Schüler in der Klasse werden solche Hilfsmittel nicht finanziert.“ So könne man kein gegenseitiges Verstehen fördern.

Die Debatte um die Eingliederung aller Schüler in gemeinsame Schulen und das damit verbundene Aus für Förderschulen sorgt, so Dingerdissen, für ein aktuelles Problem: „Es will kaum noch jemand Lehrkraft und Gebärdendolmetscher werden; da die Zukunft der Förderschulen ungewiss ist.“