Bochum. .

Wolfgang Ellermann kennt die Bedürfnisse seiner Kunden aus eigener Erfahrung. Der 58-Jährige ist Chef der 1998 gegründeten SAB („selbstbestimmte Assistenz Behinderter“) und seit einem Badeunfall 1969 auf den Rollstuhl angewiesen. Die GmbH ist neu in Bochum, zog von Witten nach Langendreer um, weil sie dort an ihre Kapazitätsgrenzen stießen.

„Wir wachsen“, sagt Andreas Buchholz (32), der den Fachbereich Integration leitet, eines der Tätigkeitsfelder von SAB. Das andere ist der Pflegedienst, der Tim Köhler (35) untersteht: „Zugelassen sind wir als normaler ambulanter Pflegedienst.“

Doch das Konzept beinhaltet mehr als „nur“ Hilfe im Haushalt, beim Duschen oder der Ernährung. „Wir bieten eine 24-Stunden-Begleitung“, so Tim Köhler. Dazu sucht sich der Kunde sein Team selbst aus, „wir setzen ihm niemanden vor die Nase. Ein bisschen ist es wie bei der Partnervermittlung. Schließlich müssen Vertrauen und Sympathie vorhanden sein, wenn Menschen rund um die Uhr miteinander zu tun haben.“ Es gibt auch das Arbeitgebermodell, bei dem der Kunde alles selbst in der Hand hält, inklusive der Dienstpläne – die größtmögliche Form der Selbstbestimmung.

Hilfe im Job und beim Kinobesuch

Neben Pflege, Hauswirtschaft und persönlicher Assistenz können die Kunden – sofern berufstätig – auch am Arbeitsplatz Unterstützung finden. „Wir haben einige, die im Job von unseren Mitarbeitern begleitet werden bei Tätigkeiten, die sie wegen ihrer Körperbehinderung nicht selbst erledigen können, darunter eine Psychologin und ein Polizist in der Verwaltung.“

So legen einige Wert auf Sprachkenntnisse, weil sie zum Beispiel viel schreiben müssen. Auch eine Studentin ist dabei. Die Einsatzmöglichkeiten sind so unterschiedlich wie die Fälle. Andere Kunden wissen es zu schätzen, auch ihre Freizeit möglichst selbstbestimmt gestalten zu können und brauchen dann einen Begleiter ins Kino, Hilfe im Restaurant oder auch beim Gang auf die Toilette. Den Großteil der Kosten trägt die Eingliederungshilfe für körperbehinderte Menschen (Träger ist der Landschaftsverband Westfalen-Lippe, LWL) sowie teils Pflege- und Krankenkasse.

400 Mitarbeiter bei SAB

SAB ist spezialisiert auf Körperbehinderte und beschäftigt insgesamt fast 400 Mitarbeiter. Im Pflegedienst arbeiten 21 Vollzeitkräfte, 52 in Teilzeit und 47 Minijobber. Im Bereich Integration sind es 222 Teilzeitler, eine Vollkraft und 14 Minijobber.

In der integrativen Schulassistenz sind Kinder die Zielgruppe, solche mit Körper- und Lernbehinderungen, Sehbehinderungen, AD(H)S oder Autismus. „Wir sind in allen Schulformen vertreten, von der Förder- bis zur Regelschule“, so Tim Buchholz. „Dies ist ein Wachstumsbereich wegen der Inklusion, die zum Ziel hat, dass es so viele Kinder wie möglich fern von Förderschulen gemeinsam unterrichtet werden.

„Hier stellen wir am liebsten Menschen mit pädagogischer Ausbildung ein. Ideal ist der Job für Mütter mit Kindern: Die Frau kann einen jungen Kunden begleiten, während ihr eigenes Kind in der Schule versorgt ist.“ Deshalb besteht der Großteil aus Teilzeitstellen, denn er richtet sich nach den Unterrichtsstunden in der Grundschule. „Unsere Mitarbeiter versuchen, Defizite aufzufangen mit dem Ziel, dass die Kinder später ohne Hilfe klar kommen.“