Bochum/Herne. . Alte Autos stehlen, damit im Rückwärtsgang Tankstellen-Türen aufbrechen, aus dem Verkaufsraum Zigaretten einpacken - und nachher das Fluchtfahrzeug im Kanal versenken oder in Brand setzen: Das war die Masche, die drei Angeklagte aus Herne bei vielen Einbrüchen praktiziert haben sollen. Seit Freitag stehen sie vor dem Landgericht Bochum.

Nach einer besonders brachialen Einbruchserie in Tankstellen und Lotto-Geschäften vor allem in Bochum und Herne stehen seit Freitag eine 24-jährige Frau, ihr Lebensgefährte (48) und ein 42-jähriger Mann vor dem Bochumer Landgericht. Die drei sollen alte Autos - allesamt der Marke Opel - gestohlen und damit dann rückwärts die Türen von Tankstellen und Lotto-Läden gerammt haben, so dass sie zerstört wurden.

Aus den Verkaufsräumen waren damals vor allem Zigaretten und andere Tabakwaren erbeutet worden. Die Sachen sollen die Angeklagten unter anderem in Kissenbezügen abtransportiert haben.

Autos wurden versenkt oder angezündet

Nach den Taten wurden die Autos entweder im Rhein-Herne-Kanal versenkt oder auf abgelegenen Flächen in Bochum, Herne und Recklinghausen in Brand gesetzt. Insgesamt listet der Staatsanwalt 33 Einzeltaten auf. Die Anzahl der Einbrüche selbst beträgt rund ein Drittel.

Oft wurde bei den brutalen Einbrüchen ein Schaden in Höhe von mehreren tausend Euro angerichtet. Nicht immer war man aber erfolgreich. Einmal, in Bochum-Riemke, wurde durch die Zerstörung der Eingangsglastür eine Nebelanlage ausgelöst. Ein andermal, in Bochum-Wiemelhausen, wurde der Einbruch durch eine Alarmanlage und einen vorbeilaufenden Zeitungsboten gestört, so dass ohne Beute die Flucht ergriffen wurde.

Es wird wohl ein Indizienprozess

Die Angeklagten - alle aus Herne - erklärten zum Prozessauftakt vor der 8. Strafkammer, dass sie von ihrem Schweigerecht Gebrauch machen. Es wird deshalb wohl ein reiner Indizienprozess werden. Die drei waren von einer Bekannten belastet worden, die sich an die Polizei gewandt hatten - und offenbar plausible Angaben machte, die sich mit objektiven Spuren deckten. Wie dicht die Beweislage ist, wird sich bis Mitte Juli zeigen. Bis dahin haben die Richter terminiert. Was die Wahrheitsfindung nicht leichter macht: Die Taten stammen aus den Jahren 2009 und 2010. Teilweise aus justizinternen Gründen wird jetzt erst so spät verhandelt. Keiner der drei sitzt in U-Haft.

Der 48-Jährige, ein Handwerker und vierfacher Vater, ist bereits massiv vorbestraft. Er hat schon eine dreijährige Haftstrafe hinter sich.