Bochum. . Die Bochumer Stadtwerke wollen gegen Sascha Hellen vor Gericht ziehen. Der Aufsichtsrat gab in dieser Woche grünes Licht für eine mögliche Klage gegen den Medienberater. „Sämtliche offenen Rückzahlungsansprüche sollen nun geltend gemacht werden“, heißt es. Es geht um rund 200.000 Euro.

Atriumtalk, Steiger Award, Herausforderung Zukunft: 890.000 Euro Honorare und Sponsorengelder haben die Stadtwerke seit 2007 an Sascha Hellen bezahlt. Für rund 200.000 Euro Vorauszahlungen soll der Medienberater keine Gegenleistungen erbracht haben. Allein 95.000 Euro kassierte er für ein Benefiz-Konzert mit Ex-Beatle Paul McCartney im Ruhr-Congress, das nie stattgefunden hat.

Ende 2012 kündigten die Stadtwerke sämtliche Verträge mit Hellen fristlos und forderten die Vorauszahlungen zurück. Der Versuch einer außergerichtlichen Einigung scheiterte: Frühzeitig schlossen die Stadtwerke einen finanziellen Vergleich aus. Lenkt Hellen nicht noch kurzfristig ein, wird der Klageweg beschritten.

„Es ging drunter und drüber“

„Das wird spannend werden“, sagte Klaus Franz, Fraktionsvorsitzender der CDU und Stadtwerke-Aufsichtsrat, im Gespräch mit der WAZ. Als „Saustall“ bezeichnet er die Buchhaltung der Stadtwerke im Bereich der Unternehmenskommunikation bis zum Auffliegen der Honoraraffäre im Herbst 2012. „Ohne die Zustimmung des Aufsichtsrates, ohne seriöse Rechnungsstellung, ohne fixe Vereinbarungen, ohne Belege wurden hohe Beträge überwiesen. Mehrfach wurde gegen die Geschäftsordnung verstoßen. Es ging drunter und drüber.“ Dies, so Klaus, könne eine Klage deutlich erschweren.

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Für fragwürdig hält der CDU-Politiker auch den Ablauf der Aufsichtsratssitzung am Dienstag. Erst während der Sitzung sei ein Bericht der Gesellschaft Ernst & Young vorgelegt worden. Im Auftrag der Stadtwerke haben die Wirtschaftsprüfer alle Sponsoring-Tätigkeiten untersucht. „Es haben sich keinerlei Hinweise auf persönliche Bereicherungen in unserem Unternehmen ergeben“, betont Stadtwerke-Chef Bernd Wilmert. Die Prüfer hätten zudem bestätigt, dass alle bereitgestellten Gelder für gemeinnützige und karitative Einrichtungen verwendet worden seien (u.a. Aktion Canchanabury, Förderturm, MINT-Stiftung). Fehler, so Wilmert, habe es allerdings bei der Dokumentation der Vorgänge gegeben. Das werde abgestellt.

Klaus Franz hielt sich mit einer Bewertung gestern „zwangsläufig“ zurück. „Nur soviel: Wenn man an wirklicher Aufklärung interessiert wäre, hätte man den Aufsichtsratsmitgliedern den Bericht vor der Sitzung zukommen lassen können.“