Bochum. . Der Gastwirt Heinz-Hugo Goeke zeigte der WAZ die Vorzüge seines Stadtteils, den die A 40 in einen grünen und einen städtischen Bereich trennt: „Die Grummer möchten ein Dorf bleiben, aber stadtnah.“

Es ist einer der wenigen Fachwerkbauten in Bochum. Vor allem nahe der Innenstadt wirkt das alte Haus an der Josephinenstraße, das 1547 erstmals erwähnt wurde, wie aus der Zeit gefallen. Kein anderer Ort kann heute wahrscheinlich mehr über Grumme erzählen als das alte Gasthaus Goeke.

Drinnen erinnert ein Kohlebrocken an die letzte Förderschicht auf Zeche Constantin und ihre Bergarbeiter, die hier einkehrten. Wandschmuck berichtet von Taubenzüchter- und Karnevalsvereinen, die schon bei Wirtin „Tante Mally“ ihr Pils schlürften. Sie gehören bis heute zu Goekes Stammgästen. „Tante Mally“, die nach dem frühen Tod Hans Goekes ab 1937 die Wirtschaft führte, ist auf einer der vielen Schwarz-Weiß-Fotografien als junges Mädchen im Sonntagskleid zu sehen.

Staubschutzmasken-Patent:Von Grumme in die ganze Welt

Ihr Bruder Hans Goeke ließ hier Mitte der zwanziger Jahre in den eigenen Kellerwerkstätten eine der ersten Staubschutzmasken anfertigen und erhielt ein Patent auf sie. Er habe sie von Grumme aus in die ganze Welt verschickt, berichtet sein Sohn Heinz-Hugo (85) und zeigt das historische Exemplar an der Wand heute mit leisem Stolz. Er selbst kehrte in den 50er-Jahren von seinem Bergbaustudium aus Aachen zurück. „Ich musste mich entscheiden, entweder die Zeche oder das Gasthaus, da habe ich die Wirtschaft übernommen“, schildert er.

Grumme ist für ihn vor allem das Tal, durch das die Grumbecke fließt. „Das Grumbecktal liegt zwischen zwei Kiesbergen. Auf dem einen stand die Zeche Constantin, auf dem anderen ist der Friedhof“, erklärt Goeke. „Praktisch ist auch, dass wir zum Stadion laufen können“, bemerkt der Senior und VfL-Fan. Ganz klar, Grumme ist nicht nur ein nostalgisches Idyll am plätschernden Bach, sondern gehört auch zum Stadtbezirk Bochum-Mitte. Die A 40 trennt den grünen vom städtischen Bereich.

Gemeinde der Liboriuskirche prägt den Stadtteil

Goekes Gedanken schweifen zur katholischen Liboriuskirche schräg gegenüber dem Wirtshaus, deren Gemeinde den Stadtteil noch immer stark präge, sagt er. Dann führt sein Weg hinunter zum Kaiserauenteich und anschließend den Kötterberg hinauf. Dort zeigt er die alten Schächte sechs und sieben von Constantin, die Goeke selbst als Bergbaubeflissener hinab fuhr.

Von schwarzrußiger Vergangenheit ist am Kaiserauenteich nichts zu spüren. Ein Tross Kanadagänse watschelt mit seinen Jungen umher. „Die sind hier nur auf der Durchreise“, schmunzelt Goeke über die Zugvögel.

„Jeder Grummer ist schon in die Becke gefallen“

Am Bachlauf hätten die Kinder schon zu seiner Zeit gespielt. „Jeder Grummer ist schon in die Becke gefallen, sonst ist er kein Grummer“, sagt er. Eine echte Grummerin habe Bochum sogar die Brüder Jürgen und Hugo Fiege geschenkt. Ihre Mutter Gisela sei eine geborene Höhne gewesen, denen früher ein großer Hof in Grumme gehörte, weiß er.

Noch gebe es einige „Pohlbürger“, also Alteingesessene, wie Elsbeth Otte von der Bäckerei oder den Bestatter Josef Gmerek, der einst Schreiner auf Constantin war. Weitere wohnten heute im Prattwinkel. „Das kommt von ,praten’, also quatschen“, erklärt Goeke. Auch seine eigene Liebe, Heidi Goeke, fand er gleich gegenüber im Frisörsalon. „Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah!?“, fragt er. Zurecht. Denn in Grumme lebt der Bochumer nicht schlecht.