Bochum. . In Bochum wurde Urzeitgeschichte geschrieben: Experten haben in Stiepel einen drei Tonnen schweren Sandstein-Brocken mit einer Saurierfährte entfernt. Zwei Spaziergänger hatten die Abdrücke im vergangenen Herbst entdeckt. Am Fundort soll eine Infotafel angebracht werden, eine Ausstellung ist im Bergbaumuseum geplant.
Es machte einmal dumpf plumps, dann lag der Dino, pardon, die Saurierfährte weich gebettet auf zwei alten Matratzen. Grau-weißer Steinstaub lag über der Szenerie, die mit ein wenig Phantasie an Einstellungen aus dem Urzeit-Schocker "Jurassic Park" erinnerte. Allerdings geschah das alles direkt vor der Haustür. Wenige Meter von der beliebten Gastronomie Diergardt, An der alten Fähre, in Stiepel wurde am Montag Geschichte geschrieben, Urzeitgeschichte.
Stefan Voigt und David Kranz verstanden ihr Handwerk. Die Fachleute aus Ennepetal rammten mit festen Hammerschlägen, gut mit Seilen abgesichert, Metall-Keile in den 316 Millionen Jahre alten Sandstein. Ein wenig half Voigt mit der Brechstange nach, doch der rund drei Tonnen schwere Brocken mit der ältesten je außerhalb Nordamerikas gefundene Fährte eines frühen Wirbeltiers, lag frei auf dem zuvor aufgeschichteten Berg aus Rindenmulch.
Fachleute und Schaulustige
Kritisch begleitet von Fachleuten des Geologischen Dienstes, der Stadt und des Bergbaumuseums aber auch unter den Augen von etlichen Schaulustigen und Medienleuten, schritt die Bergung voran. Dr. Michael Ganzelewski vom Bergbaumuseum, der sich seit vielen Jahren mit Urzeitfährten beschäftigt, ordnet den Fund ein: „Allein die Tatsache, dass dieses uralte Flussbett und damit auch das Urtier ursprünglich am Erdäquator lag, zeigt die gewaltige Verschiebung der Erdplatten.“
Stadtbaurat freut sich über großes Interesse
Diese Wirbeltier, von dem in Europa bislang nur Fährten aber keine Knochen gefunden worden sind, gilt als Vorläufer alller heutigen Landwirbeltiere und damit auch des Menschen.
Dinospuren in Bochum
Einen Namen hat es im eigentlichen Sinne nicht, Ichniotherium Praesidentis, bezeichnet vielmehr die Art der Spur. Für die Bergung der gesamten Fährte, die übrigens aus mindestens neun Abdrücken von Vorder- und Hinterfüßen besteht, wurden mehrere Stunden anberaumt. Schon Tage zuvor hatten die Fachleute damit begonnen, die Fundstelle abzusichern, um eine reibungslose Bergung zu ermöglichen.
Stadtbaurat Dr. Ernst Kratzsch, der auch für die Bodendenkmäler der Stadt zuständig ist, freute sich sichtlich über das große Interesse. Eine zufällig vorbeikommende Wandergruppe schaute sich irritiert, ob des Medienaufgebotes, um. Kratzsch zückte kurzerhand einige Fotografien und erläuterte den interessierte Senioren Hintergründe dieses einzigartigen Fundes.
Auch der Finder kam mit seinem Sohn
Mitten in der Menge stand auch Sven Hoffmann, der stolze Finder. Der Dortmunder hatte, wie berichtet, im Herbst letzten Jahres eher zufällig den Sensationsfund gemacht. „Es war ein schöner Morgen, vielleicht lag es ja auch an den günstigen Lichtverhältnissen“, erinnert er sich. Sohn Mark (12) hatte es sich am Montag ebenfalls nicht nehmen lassen. Schließlich war es auch seine Begeisterung für die Urzeit, die den Vater dazu getrieben hatte, den Geo-Park-Weg zu erforschen.
Am Fundort soll schon bald eine Tafel mit Hinweisen angebracht werden, die auf die dauerhaft geplante Ausstellung im Bergbaumuseum aufmerksam macht. Auch Familie Hoffmann könnte dort als Finder einen Platz finden.