Bochum. Geologische Sensation: Hobby-Urzeitforscher haben in einer Felswand im Bochumer Ruhrtal Versteinerungen von 315 Millionen Jahre alten Fußabdrücken gefunden. Sie waren frei zugänglich. Spuren der Tierart wurde schon 1923 zum ersten Mal in Bochum entdeckt, unter Tage in der Zeche Präsident.
Fachleute sprechen von einer geologischen Sensation. Im Süden Bochums, im Ruhrtal, ist die älteste jemals in Deutschland gefundene Spur eines Land-Reptils (Ichniotherium Praesidentis), eines direkten Vorfahren sämtlicher späterer Wirbeltiere gefunden worden. Auf ein Alter von rund 315 Millionen wird die Fährte geschätzt, die ein Spaziergänger eher zufällig bereits im Oktober vergangenen Jahres entdeckte.
Nach WAZ-Informationen soll der Fund mit großem technischen und wissenschaftlichem Aufwand am Montag geborgen und dann der Öffentlichkeit präsentiert werden.
Fund schon lange bekannt, aber geheim gehalten
Der Chemieingenieur und Hobby-Paläontologe Sven Hoffmann ging an einem Oktobermorgen mit seinem zwölfjährigen Sohn Mark im Ruhrtal spazieren. „An einer Stelle, die eigentlich von jedermann leicht einsehbar ist, bin ich auf diese Abdrücke gestoßen“, erinnert er sich genau an jenen Tag. Was ihn damals nur wunderte, dass diese Spuren eines rund zwei Meter großen Tetrapoden, so der wissenschaftliche Oberbegriff, bislang unentdeckt geblieben ist. Pflichtbewusst meldete der Dortmunder den Fund sofort bei den zuständigen Behörden. „Da wurde sofort ein großes Geheimnis drum gemacht, alle Beteiligten zum Stillschweigen verpflichtet.“
Nach Recherchen der WAZ gab es auch eine monatelange Diskussion um die Art der Bergung und dann auch der späteren Präsentation. Für eine weitere Verzögerung sorgte der lange Winter. International renommierte Spezialisten für die Bewertung solcher äußerst seltenen Spuren kamen in den letzten Wochen nach Bochum, um den Fund vor Ort zu begutachten. Ein Grund für die Geheimniskrämerei: Die Stadt Bochum, auf deren Grund und Boden die Fährte entdeckt wurde, hat Sorge, dass Hobbysammler die Abdrücke entdecken oder gar zerstören könnten.
Dino hatte die Größe eines mittelprächtig gemästeten deutschen Hausschweins
Das womöglich echsenartige Urzeittier, das diese Spur hinterlassen hat, dürfte etwa zwei Meter lang gewesen sein und etwa die Größe eines mittelprächtig gemästeten deutschen Hausschweins gehabt haben. Das Tier bekam seinen ungewöhnlichen Namen übrigens von der ehemaligen Bochumer Zeche Präsident. Dort wurden unter Tage bereits im Jahr 1923 solche Fußabdrücke gefunden. Es handelte sich um 30 Abdrücke; die sind präpariert worden und heute im Deutschen Bergbaumuseum Bochum ausgestellt. Das Museum dementierte den aktuellen Sensationsfund nicht, verwies aber darauf, dass die als äußerst aufwendig und sensibel geltende Bergung erst in der kommenden Woche beginnt.
Da das Museum aber eine anerkannte Sammlung solcher Fährtenplatten besitzt, gilt es als sicher, dass auch der neueste Fund nach einer Zeit der Präparation und wissenschaftlicher Aufarbeitung in Bochum zu sehen sein wird. Die Aufmerksamkeit der Besucher dürfte jedenfalls sicher sein.