Bochum. Angelo D. hat kein Loch in eine Wand gesprengt oder sich mit zusammengebundenen Bettlaken von einem Fenster abgeseilt. Er ist einfach mit einer Kontrollmarke in der Hand aus der JVA Bochum gegangen und konnte so fliehen. Die sofortige Fahndung der Polizei blieb bis jetzt ohne Erfolg.
Einfach heraus spaziert, so salopp lässt sich der Ausbruch in der Justizvollzugsanstalt Bochum zusammenfassen. Der Häftling Angelo D. bekam am Vormittag Besuch. Damit dieser Besuch anschließend wieder die JVA verlassen kann, braucht er eine Kontrollmarke. Doch mit dieser Kontrollmarke verließ nicht der Besuch, sondern Duric selbst gegen 12.15 Uhr das Gefängnis unweit des Rewirpowerstadions.
Der Besucher wollte kurze Zeit später die JVA verlassen. Dumm nur, ihm fehlte die Marke. Die Flucht des wegen Bandendiebstahls Inhaftierten flog auf.
Fahndung nach Häftling ohne Erfolg
Nachdem die Ausbruchmeldung bei der Polizei einging, wurden sofort „intensive Fahndungsmaßnahmen eingeleitet“, wie ein Sprecher der Polizei mitteilte. Diese Bemühungen blieben bislang ohne Erfolg. Die Polizei sucht daher auch mit einem Fahndungsfoto und bittet die Bevölkerung um Hinweise unter der Notrufnummer 110. Angelo D. sei bisher nicht als gewalttätig bekannt. Trotzdem rät die Polizei zur Vorsicht. Bei einem Flüchtigen wisse man nie, wie er reagiert.
Mit dem Ausbruch treten zwei zentrale Fragen auf. Die erste Frage ist die, wie der Inhaftierte überhaupt an die Kontrollmarke kommen konnte. Die zweite Frage ist, wie trotz eines Datenabgleichs durch einen Beamten beim Ausgang Angelo D. entfliehen konnte. „Zu beidem können wir aufgrund der Ermittlungen keine Aussage machen,“ erklärt die stellvertretende Anstaltsleiterin Karin Lammel. Der Besucher wurde nicht in der JVA festgehalten, da die Ermittler zu diesem Zeitpunkt nicht davon ausgehen, dass es sich um Beihilfe zur Flucht handelt. D. ist gebürtiger Niederländer. Er saß in Untersuchungshaft, da ein Auslieferungshaftbefehl in die Niederlande besteht. Dort wird ihm ebenfalls Bandendiebstahl zur Last gelegt.
Erneute Schlappe für JVA Bochum
Für die Bochumer Justizvollzugsanstalt ist dieser spektakuläre, weil so einfache Ausbruch eine erneute Schlappe. In der Vergangenheit war das Gefängnis durch eine Serie von geglückten und nicht geglückten Ausbrüchen immer wieder in die Schlagzeilen geraten. Allein zwischen Januar 2011 und Jahresbeginn 2012 wollten fünf Inhaftierte fliehen. Zwei davon erfolgreich. Bis heute wurden sie nicht gefasst.
Diese Ausbruchsserie hatte Folgen. Mit Thomas König wurde ein neuer JVA-Leiter eingesetzt. Der 53-Jährige erlebt nun den ersten Ausbruch unter seiner Führung. Mit Thomas König erhofften sich die Verantwortlichen mehr Konstanz in der Führung der Krümmede. Als gelernter Jurist kennt er den Strafvollzug gut und bewährte sich bereits 19 Jahre in der JVA in Werl. 12 Jahre davon bereits als stellvertretender Leiter.
Negativschlagzeilen durch Ausbruch
Ob der Ausbruch von Angelo D. mit dem einfachen Vorzeigen einer Kontrollmarke nun ein Fehler im System ist oder auf persönliches Versagen eines Beamten zurückzuführen ist, werden die Ermittlungen ergeben. Jedoch sind die Negativschlagzeilen der JVA Bochum erneut programmiert.