Bochum. Jeder zweite Gefangene in der JVA Bochum ist drogengefährdet oder gar -abhängig, schätzt der Leiter der JVA Bochum, Thomas König. Haschisch ist zwar die am meisten vorhandene Droge, aber die „harten Drogen“ wie zum Beispiel Heroin nehmen zu.

Hasch, Marihuana, Heroin, Kokain - all diese Rauschgiftsorten sind auch in der Krümmede zu finden. Rund jeder zweite der 707 Gefangenen hat ein Problem mit Drogen, ist abhängig oder gefährdet.

Das schätzt der Leiter der JVA, Thomas König. Hasch sei zwar die in der JVA am häufigsten vorhandene Droge, aber der Konsum von „harten Drogen wie Heroin“ habe zugenommen. Dies sei „ganz klar auf einen Anstieg der osteuropäischen Insassen zurückzuführen“, sagte der 53-jährige Gefängnis-Chef in einem Gespräch mit der WAZ. Rund ein Drittel der Gefangenen sind Ausländer. Drogenkonsum sorgt für Probleme in allen Kreisen der Gesellschaft - im Knast verschärfen sie sich noch. Drogen machen den trübseligen Knastalltag für viele erträglicher, daher werden sie auch dort erst abhängig. Andererseits sitzen auch viele wegen früherer Drogendelikte dort ein und ordern über dunkle Kanäle weiter Betäubungsmittel in den Knast hinein.

Ein Knast ohne Drogen - das hieße Isolation

Die Drogen-Kontrollen der Bediensteten sind umfassend und teilweise penibel: in den Hafträumen, in den Besucherräumen, in den Betrieben - überall. Im Extremfall werden sogar - bei ärztlicher Aufsicht - Körperöffnungen untersucht.

Im vorigen Jahr waren in der Krümmede insgesamt 190 Gramm Hasch, 28 Gramm Heroin und 0,3 Gramm Kokain entdeckt worden. Das erscheint überschaubar. Es ist aber wohl nur die Spitze eines Eisbergs. „Es wird auch viel konsumiert und wir bekommen dies nicht mit“, sagt König.

0,1 Gramm Heroin kosten im Knast jeweils rund 25 Euro

Ein Knast ganz ohne Drogen - das hieße fast die totale Isolation: keine Besuche, keine Werkstätten, keine Pakete, keine Briefe. Weil das aber nicht so ist, kann geschmuggelt werden. Das Drogengeschäft läuft dabei so kriminell ab wie in der Freiheit: Gefangene setzen Mitgefangene unter Druck, schaffen Abhängigkeiten, hauen auch einmal zu, wenn Schulden nicht bezahlt werden. König spricht von einer „Subkultur“.

"Verkaufspreise" ein Vielfaches der Preise "draußen"

Apropos Schulden: In der JVA ist zwar kein Bargeld erlaubt, trotzdem gibt es in der Krümmede „Verkaufspreise“, die teils mit heimlichem Geld oder mit Naturalien bezahlt werden: 0,5 Gramm Hasch oder 0,1 Gramm Heroin kosten jeweils rund 25 Euro. Das ist ein Vielfaches von den Preisen „draußen“.

Der Kampf gegen Drogen im Knast, sagt König, koste die JVA „einen enormen Aufwand“. Aber: „Trotz dieses Problems geben wir nicht auf, ihm zu begegnen.“

Disziplinarmaßnahmen und strafrechtliche Verfolgung

Eine gute Begleiterscheinung haben die Drogen aber immerhin: „Seitdem die Drogen zugenommen haben, hat man nur noch wenig Auffälligkeiten im Zusammenhang mit der Herstellung und dem Konsum von Alkohol.“

Außer einer Drogenberatung durch externe und interne Fachkräfte gibt es in der JVA eine eigene Abteilung (zuletzt 25 Häftlinge), die auf eine stationäre Drogentherapie vorbereitet. 65 Gefangene erhalten Ersatzdrogen (Methadon).

Drogendelikte werden auch in der JVA selbst strikt geahndet - mit Disziplinarmaßnahmen und strafrechtlicher Verfolgung.