Bochum/Düsseldorf. Überraschende Wende im Ringen um den Opel-Standort Bochum: Das Warenverteilzentrum des Autobauers soll nun doch erst 2016 geschlossen werden. Zuletzt war von einer Schließung Ende 2014 die Rede gewesen. Opel-Strategievorstand Sedran sprach von einem “Missverständnis“.
Der Autokonzern Opel bleibt nun doch bis 2016 mit einem Warenverteilzentrum in Bochum. Das hat Opel-Strategievorstand Thomas Sedran am Freitag in Düsseldorf klargestellt. Er korrigierte damit frühere Angaben des Unternehmens, das Lager mit derzeit 430 Arbeitsplätzen solle wie die gesamte Autoproduktion Ende kommenden Jahres geschlossen werden. Sedran sprach von einem "Missverständnis" in der Kommunikation. Das Warenverteilzentrum in Bochum beliefert Händler in ganz Europa mit Ersatzteilen.
Ende April hatte die Nachricht die Opel-Beschäftigten in Bochum geschockt, dass angeblich auch der Logistik-Bereich geschlossen werden solle. Das sei eine Folge des Neins der Bochumer Beschäftigten zum Opel-Sanierungsplan. "Da hatten wir ein Missverständnis in dem, was wir gesagt haben", sagt jetzt Opel-Chef Sedran. Opel habe mit dem Dienstleister, der das Verteilzentrum betreibt, einen Vertrag "der bis ins Jahr 2016 geht". Diesen Vertrag werde Opel einhalten. Das Warenverteilzentrum in Bochum beliefert Händler in ganz Europa mit Ersatzteilen.
NRW-Wirtschaftsminister stellt Initiative "Bochum Perspektive 2022" vor
420 Mitarbeiter im Opel-Werk III sind für das GM-Partnerunternehmen Neovia Logistics - bis vor Tagen noch als CAT Logistics - tätig. Weil das Warenlager (Werk III) ausgegliedert unter der Regie des Unternehmens Cat Logistics läuft, waren die Mitarbeiter dort im Gegensatz zu den Produktionsbeschäftigten nicht an der Abstimmung über den Sanierungstarifvertrag beteiligt. Nach der Ablehnung im März durch die Belegschaft hatte Opel beschlossen, sich Ende 2014 aus Bochum zurückzuziehen. Bei Zustimmung zu dem Vertrag war noch ein Ausbau des Lagers auf 600 Beschäftigte in Aussicht gestellt worden.
Zusammen mit dem Opel-Manager stellte NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) die Initiative "Bochum Perspektive 2022" für die Zeit nach dem Abzug des Autobauers vor. Eine geplante Entwicklungsgesellschaft soll die Ansiedlung von Ersatzarbeitsplätzen auf dem Werksgelände voranbringen. Derzeit arbeiten bei Opel direkt und im Verteilzentrum noch rund 3700 Mitarbeiter.
Leichtes Plus bei Pkw-Zulassungen in Europa
Die Bochumer Opel-Belegschaft hatte im März mit großer Mehrheit den mit der IG Metall ausgehandelten Sanierungsplan abgelehnt, der ein langsameres Auslaufen der Produktion bis Ende 2016 und hohe Investitionen in Ersatzarbeitsplätze vorsah. Der Autobauer hatte darauf entschieden, den jetzt noch in Bochum gebauten Zafira Tourer ab 2015 im Stammwerk Rüsselsheim zu fertigen.
Die Pkw-Neuzulassungen in Westeuropa legten unterdessen im April erstmals seit gut eineinhalb Jahren zu. Das leichte Plus von knapp zwei Prozent kam allerdings nur dank zweier Arbeitstage zustande, die der Monat wegen der frühen Osterfeiertage in diesem Jahr mehr hatte. "Es ist viel zu früh, Freudensfeste zu veranstalten", dämpfte Autoprofessor Ferdinand Dudenhöffer die Euphorie. Die Wirtschaftskrise in Südeuropa sei längst nicht überwunden, der Automarkt bleibe fragil.
Opel legte nach längerer Durststrecke dank neuer Modelle im April um 2,1 Prozent zu, während die ebenfalls zum amerikanischen Mutterkonzern GM gehörende Marke Chevrolet stark einbüßte. Opel und die britische Schwester Vauxhall steigerten ihren Marktanteil von Januar bis April auf 6,7 (Vorjahr 6,6) Prozent. (dpa/WE/rtr)
Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, Opel schließe das Warenverteilzentrum in Bochum Ende des Jahres 2016. Richtig ist: Die Schließung ist für das Jahr 2016, nicht das Jahresende geplant. Wir haben diesen Fehler korrigiert.