Bochum. Obwohl die Stadt Bochum klassisches Flachland ist, gibt es auch hier einen „Alpenverein“, der regelmäßig unerahnte Höhen erklimmt. Mit Beginn der Wander- und Bergsaison brechen die 1300 Mitglieder voller Tatendrang in die Natur auf. Im Sommer steht eine gefährliche Tour in die Schweiz an.
Offiziell misst der höchste Punkt in Bochum läppische 196 Höhenmeter (Kemnader Straße). Dennoch gibt es hier einen Ableger des „Deutschen Alpenvereins“ (DAV) mit rund 1300 Mitgliedern. Eines davon ist Klaus Dieter Gesk. Auch er wird fleißig seine Stiefel schnüren und die Freiheit der Natur einatmen. Der 64-jährige Gerther, ein ehemaliger Organisationsprogrammierer in der Stahl- und Autobranche und jetzt 2. Vorsitzender der „DAV-Sektion Bochum“, ist leidenschaftlicher Wanderer und Bergfreund. „Viermal im Monat bieten wir Wanderungen mit unterschiedlichsten Anforderungen an“, sagt er. Auf Distanzen zwischen zehn Kilometern („Seniorenwanderung“) und 20 Kilometern („Tageswanderung“) werden die Stadt und die Umgebung durchlaufen. Gemeinsamkeit und Naturerlebnis - für viele gibt es nichts Schöneres. „Dadurch, dass ich im DAV bin, lerne ich Bochum immer besser kennen“, sagt Gesk und sieht dabei sehr zufrieden aus.
Aber es wäre ja gelacht, wenn ein Alpenverein nicht auch die ganz harte, die gefährliche Tour im Programm hätte. Vom 13. bis 28. Juli wollen die Mitglieder unter eigener Bergführung auf's Dach der Schweiz steigen, das Monte-Rosa-Massiv neben dem Matterhorn. Klappt dieses mehrtägige Abenteuer, haben die Bochumer Bergsteiger den zweithöchsten Punkt der Alpen unter den Sohlen: 4634 Meter hoch.
Die Sektion Bochum besitzt sogar eine große Berghütte bei Kitzbühel
Von den 1300 Mitgliedern nehmen 200 bis 250 aktiv am Vereinsleben teil, sagt Gesk. Die übrigen seien deshalb Mitglied, weil sie dadurch Anspruch auf günstigere Hüttenübernachtungen in den Bergen und einen zusätzlichen Versicherungsschutz für Unfälle haben. Auch vom DAV geführte Bergtouren sind viel billiger als wenn man privat einen Bergführer engagiert. Für die Monte-Rosa-Tour verlangt der DAV-Bochum 350 Euro, ein einheimischer Bergführer indes weit über 1000 Euro.
Die Sektion Bochum (1910 gegründet) besitzt in den Alpen sogar eine große, von Pächtern betriebene Berghütte, die „Bochumer Hütte“ auf der Kelch-Alm bei Kitzbühel (1432 Höhenmeter, etwa 60 Übernachtungsplätze). Zurzeit wird sie saniert; sie soll erst wieder im Juli öffnen. Die Sektion muss das alles bezahlen, ein Vermögen. Dafür wurde ein Kredit aufgenommen. Ein Problem, das die Sektion lösen muss - aber nicht die Lust auf die Wandersaison trüben soll. Gesk sagt, dort, auf der Alm, sei Bochums wirklich höchster Punkt.
Der Deutsche Alpenverein zählt bundesweit etwa eine Million Mitglieder. 60 Euro kostet die Mitgliedschaft für Erwachsene (ab 25 J.) im Jahr, 15 Euro für Junioren, 92 Euro für Familien. Die Aufnahmegebühr beträgt 10 bzw. 20 Euro. Der DAV bietet auch Vorträge, Klettertouren, Zeltlager und vieles mehr an. Die Geschäftsstelle Bochum liegt in der Josephinenstraße 67 (geöffnet donnerstags von 17 bis 19 Uhr). 0234/504 169.