Bochum. . Mirjam Limmer und Christoph Kreutzenbeck aus Bochum sind zu einem großen Abenteuer in den Himalaya aufgebrochen. Dort wollen sie auf einen einsamen und bisher unbestiegenen Berg klettern.

Es ist ihr bisher größtes Abenteuer und der Ausgang ist völlig ungewiss. Die Bochumer Sportstudentin Mirjam Limmer (26) ist in die eisige Wildnis des Himalaya aufgebrochen. Sie ist fest entschlossen, dort einen bisher unbestiegenen Bergriesen in einer sehr, sehr abgelegenen Gegend zu besteigen. „Respekt“ hat sie vor diesem Vorstoß ins Unbekannte. Und natürlich auch Angst. Aber das ist gut so, denn wer beim Bergsteigen gar keine Angst hat, der lebt nicht lange.

Mirjam Limmer , Bochumer Sportstudentin , klettert mit Unterstützung des Alpenvereins auf einen unbestiegenen Himalaya-Gipfel.
Mirjam Limmer , Bochumer Sportstudentin , klettert mit Unterstützung des Alpenvereins auf einen unbestiegenen Himalaya-Gipfel. © WAZ

Ziel ist ein Gipfel der Bergkette „Raksha Urai“ tief im Westen von Nepal. Einen Namen hat er nicht, er ist nur nummeriert: „Raksha Urai 2.“ Seine Höhe wird auf 6100 bis 6500 Meter geschätzt. So genau weiß man das nicht, denn noch kein Mensch hat je dort oben gestanden. Zwar gibt es Fotos von der Anstiegsroute, aber auch diese geben Mirjam Limmer nur ein paar grobe Anhaltspunkte für ihre Orientierung. „Wir wissen nicht, wie die Bedingungen sind und ob die Route überhaupt realisierbar ist. Vielleicht herrscht Lawinengefahr oder Steinschlag. Vielleicht ist sie auch zu schwer.“

Schon die Ama Dablam bezwungen - 6856 Meter Hoch

Mit „wir“ meint die junge Bergsteigerin ihren Seilpartner Christoph Kreutzenbeck (28) aus Bochum. Die beiden haben bereits 2009 einen Himalaya-Riesen unter ihre Steigeisen gebracht. Sie standen auf der Ama Dablam, wegen seiner steilen Pyramidenform das „Matterhorn Nepals“ genannt und 6856 Meter hoch. Wer es bis dort oben geschafft hat, der hat so viel Freiheit geschmeckt, dass er auch eine weitere richtig kühne Tat wagen will.

Sieben Tage langer Fußmarsch

Sechs Wochen haben die beiden dafür Zeit. Mit dem Flugzeug geht es in die kleine Stadt Nepalgunj, von dort weiter mit einem Bus. Diese Fahrt dauert 18 Stunden - gutes Training für die Nerven. Es folgt ein sieben Tage langer Fußmarsch immer weiter in die kalte Einsamkeit. Begleitet wird das Duo von einer Handvoll einheimischer Träger.

Ohne sie könnten die Bochumer allein schon die Lebensmittel nicht ins Basislager schaffen. Dieses wird am Fuß des Berges mit kleinen Zelten eingerichtet. Von dort tasten sich Mirjam Limmer und Kreutzenbeck mehrfach an die Gipfelroute heran und steigen wieder ab. Nur so können sie sich in der sauerstoffarmen Luft gut akklimatisieren, bis der Tag der Entscheidung kommt. Über einen Gletscher, eine Eisflanke und einen Felsgrat wollen sie sich auf den höchsten Punkt kämpfen. Eingeplant sind zwei Zeltnächte irgendwo im steilen Schnee. Dort oben sind die beiden nur auf sich allein gestellt. Zwar schleppen sie ein GPS-Gerät und ein SAT-Telefon mit hoch. Aber im Falle eines Falles dauert es trotzdem sehr lange, bis ein Rettungs-Team einfliegen kann.

„Das ist auch ein bisschen unheimlich. Ich glaube, es wird eine tolle Erfahrung“, sagt Mirjam Limmer, „egal, ob wir auf den Gipfel kommen oder nicht.“ Danach warten wieder die Freuden der Zivilisation. Die 26-Jährige denkt da etwa an „eine kalte Cola“. Und: „Der Heilige Gral ist die erste Dusche.“

Zur Person:

Mirjam Limmer stammt aus Bayern und lebt seit sechs Jahren in Bochum. Nach ihrem Bachelor macht sie an der Ruhr-Universität auch bald ihren Master-Abschluss. Gleichzeitig arbeitet sie am Lehrstuhl für Sportwissenschaft. Nach einem Auswahlcamp im französischen Chamonix wurde sie Mitglied des Frauen-Expeditionskaders des Deutschen Alpenvereins.