Bochum. Der Bochumer Bernd-Rudolf Oldengott (59) ist in Etappen fast die ganze Strecke von Bochum bis nach Afrika gewandert. 3500 Kilometer hat er dabei zurückgelegt. Bald will er auf der Strecke noch eine Lücke von rund 600 Kilometern schließen.

Bernd-Rudolf Oldengott ist sehr gut zu Fuß. Der 59-Jährige aus Bochum-Hordel ist seit dem Jahr 2007 in sieben Etappen insgesamt bereits 3500 Kilometer weit von seinem Zuhause bis nach Afrika gewandert, darunter auf dem berühmten Jakobsweg in Spanien. Und die Tour ist noch längst nicht abgeschlossen.

Oldengott will auf der Strecke keinen einzelnen Meter auslassen. Weil er den letzten, 600 Kilometer langen Abschnitt zwischen dem französischen Zentralmassiv und den Pyrenäen noch nicht unter seine Sohlen gebracht hat, packt er in diesem Jahr ein weiteres Mal seinen Rucksack und bricht erneut auf. Mit im Gepäck ist immer auch eine kräftige Spur Abenteuergeist, aber auch Demut vor der Natur und ihren Unwägbarkeiten.

Hape Kerkeling als Initialzündung

Oldengott ging 2005 nach einer schweren Erkrankung in den Vorruhestand. Zuvor war er im Bergbau tätig, zuletzt in der Verwaltung. Als er 2007 ein Interview mit dem Jakobsweg-Pilger Hape Kerkeling hörte („Ich bin dann mal weg“), war dies die Initialzündung für eine späte Karriere als Weitwanderer. „Ich war wie elektrisiert“, erinnerte er sich am Donnerstag in einem WAZ-Gespräch in seinem Wohnzimmer.

Noch im selben Jahr (2007) fuhr Oldengott mit dem Zug in die Pyrenäen, um den Jakobsweg bis Santiago de Compostela zurückzulegen. Es sollte die erste von bis heute sieben Touren durch Deutschland, Frankreich, Spanien und Portugal bis nach Tanger in Marokko sein. Jeweils drei bis vier Wochen war er unterwegs, fast immer allein. Meist war er auf Pilgerwegen mit guter aber einfacher Versorgung unterwegs, zum Beispiel auch auf der Via de la Plata in Spanien. Im Jahr 2010 lief er aber auch viele hundert Kilometer durch weithin verlassene Gegenden in Zentralspanien. Manchmal schlief er im Zelt, in einer Feuerwehrstation, in einer Turnhalle, bei einem Bürgermeister, im Toilettenraum neben einer Kirche, in der Sakristei und bei netten Familien. Die Tagesetappen waren zwischen 15 und 48 Kilometern lang. Zu letzterer sagt er: „Das war unglaublich anstrengend.“ Kontakt zu seiner Ehefrau in Hordel hielt er über ein Handy.

„Ich komme mir vor wie ein Wolf, der durch die Landschaft streift. Völlig frei.“

Oldengott liebt die Natur, aber er wandert auch aus anderen Gründen. „Das Wandern macht am meisten Freude, wenn man die Gedanken umlenkt oder abschaltet. So kommt man aus dem gewohnten Trott heraus und schärft seine Sinne.“ Hier in Bochum führe er ein geruhsames Leben, beim Wandern sei aber das Gegenteil der Fall. „Ich komme mir vor wie ein Wolf, der durch die Landschaft streift. Völlig frei.“ Oldengott gibt diese zeitweise Reduktion auf diese archaische Einfachheit des Lebens Kraft: „Wenn ich zurückkomme, fühle ich mich sauwohl.“

Gestartet war Oldengott an der Pilgerkapelle St. Bartholomäus im Wattenscheider Stadtteil Sevinghausen. Sie gehörte zu einem Pilgerhaus und Hospital, das um 1364 gestiftet, jedoch im Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) zerstört wurde. Am Wattenscheider Hellweg gelegen, konnten dort die Pilger übernachten, die über den Hellweg und Jakobsweg nach Santiago de Compostela wanderten.

Fotos von der Tour hat Oldengott auf seiner Seite www.ikanmas.de dokumentiert.