Bochum. . Ein 30-jähriger Bochumer, der 26 Autos zerkratzt hatte, ist wegen Sachbeschädigung zu einem Jahr Haft auf Bewährung verurteilt worden. Aus bloßem Frust hatte er im Vorbeigehen einen Schlüssel über den Lack der geparkten Wagen gezogen. Er muss jetzt eine ambulante Psychotherapie machen.
Die Tat war sinnlos, hinterhältig - und äußerst kostspielig. Am späten Abend des 3. Januar 2013 hatte ein 30-jähriger Bochumer 26 geparkte Autos in Bochum-Dahlhausen zerkratzt. Einfach nur so. „Ich war demoralisiert und frustriert“, sagte der Täter am Mittwoch im Schöffengericht und erzählte etwas von „Missempfinden“ und „psychodynamischen Prozessen“, die er zur Tatzeit durchlaufen habe. Wegen Sachbeschädigung bekam er ein Jahr Haft. Obwohl er zur Tatzeit wegen Drogendelikten zweifach unter Bewährung gestanden hatte, setzten die Richter die Strafe erneut zur Bewährung aus. Er muss aber eine ambulante Psychotherapie machen.
Für Autofahrer bedeutet dieser Vandalismus meist riesiger Ärger: Er kostet Geld, Papierkram und Organisationsstress. Einige Geschädigte saßen im Prozess. Der Angeklagte meinte leicht weinerlich zu ihnen, dass ihm alles leid tue. „Ich wollte niemandem privat wehtun.“ Erstattet hat er den Autobesitzern aber bis heute keinen Cent. Er lebt von Hartz IV.
Auch ein Porsche wurde zerkratzt
Damals hatte er trotz der Einnahme von Schmerztabletten eine Menge Bier in sich hineingeschüttet und war über die Hasenwinkeler Straße gelaufen. Seine Laune war grottenschlecht. „Ich war verärgert, weil ich mit meinem Vater ein Streitgespräch gehabt hatte.“ Es ging um Geld. Büßen sollten dafür völlig unbeteiligte Autobesitzer. Er zückte seinen Schlüssel und zog ihn über den Lack der Autos, darunter ein Porsche. „Warum haben Sie nicht gegen eine Cola-Dose oder einen Müllsack getreten“, mahnte ihn Richter Dr. Axel Deutscher. Gefasst wurde der Täter damals in Tatortnähe, nachdem zwei Zeugen die Polizei gerufen hatten.
Der Schaden betrug je Fall bis zu 2886 Euro. Das Gericht kannte nur den Schaden von 15 Autos. Und allein der belief sich auf 24.000 Euro.
Schlechte Aufklärungsquote
Dass schnell hohe Schadenssummen zustande kommen, bestätigt auch Georgios Farakos, Inhaber der Firma Car-Top: „Gerade wenn Alluminium-Motorhauben beschädigt werden, sind diese kaum reparierbar. Eine einzelne Motorhaube kann locker 900 Euro kosten. Dann folgen noch die Lackierung und die Montage.“ Ein weiteres Problem, erzählt Farakos, sei die schlechte Aufklärungsquote dieser Straftaten:
„Ich würde sagen, dass geschätzt 90 Prozent der Verfahren nach zwei Wochen eingestellt werden und maximal fünf Prozent der Verursacher ermittelt werden.“ Hinzu kommt, je nach Art der Versicherung: „Selbstbeteiligung und eine Erhöhung der Versicherungsprämie sind die Folge.“