Bochum. Martin Stempel tritt die Nachfolge von Ulrich Wicking im „konfliktträchtigsten Job“ der Stadtverwaltung an. Verantwortung für über 45.000 Schüler.

An Erfahrung im Bereich der Schulverwaltung fehlt es ihm nicht, dennoch sieht er sich seit rund einem Monat neuen Herausforderungen gegenüber: Martin Stempel ist der neue Leiter des Schulverwaltungsamtes und löst damit Ulrich Wicking ab, der in diesem Jahr in den Ruhestand verabschiedet wurde.

Der gelernte Kaufmann und Diplom-Verwaltungswirt Stempel trägt somit die Verantwortung für rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, 99 städtische Schulen und etwa 45.500 Schülerinnen und Schüler.

Konfliktträchtigster Job in der Stadtverwaltung

„Ich freue mich über das große Gestaltungspotenzial“, so der neue Amtsträger, wenngleich er den Job „als einen der konfliktträchtigsten in der Stadtverwaltung“ bezeichnet. Schließlich gäbe es Situationen, in denen aufgrund des Haushalts oder struktureller Prozesse erforderliche Maßnahmen für teils heftige Diskussionen sorgen. Aktuellstes Beispiel: Die Schließung von Schulen. „Das ist ein sensibles Feld“, sagt der 47-Jährige, der selbst Vater einer Tochter ist und zuletzt als Abteilungsleiter beim Schulverwaltungsamt für Bildung, Bürgerservice und Personal zuständig war.

Rund 93 Millionen Euro hält der Bochumer Haushalt jährlich für die Deckung von Kosten der Gebäudeinstandhaltung bis zur Übermittagsbetreuung bereit – Gelder, die es für Stempel in Zukunft sinnvoll zu verteilen gilt.

Realistische Berufsperspektiven

Erste Schwerpunkte seiner Arbeit sind die landesweit angelegte Einführung des „Neuen Übergangssystems Schule – Beruf“, das Schülern ab der achten Klasse realistische Berufsperspektiven aufzeigen und auf die Förderung von „Fachkräftenachwuchs“ ausgelegt sein soll.

Die umfangreichen Umbaumaßnahmen zum Ausbau der Mensen an den Schulen sind ein weiterer Aspekt, der nun der Betreuung Stempels unterliegt. Als eine der größten Hürden sieht er die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention, die die Gewährleistung barrierefreier Schulen mit geeignetem Betreuungsangebot für Schüler mit Behinderungen vorschreibt. „Inklusive Beschulung ist natürlich ein guter und wichtiger Ansatz“, so Stempel, „aber es fehlt an Unterstützung vonseiten des Landes. Dadurch ist es eine große Herausforderung für die Kommunen, das sicher stellen zu können.“

Die Diskrepanz zwischen finanziellen Mitteln und persönlichen Ansprüchen sei in diesem Amt manchmal schwer zu überbrücken. Martin Stempel wünschte sich jedoch für die Zukunft, die Balance halten zu können.