Bochum. .

Mit dem Start von 200 blauen Luftballons vom Schulhof der vor der Schließung stehenden Graf-von-der-Recke-Grundschule in Hamme protestierten Schulkinder mit ihren Eltern gegen die Pläne der Stadt. Initiiert hatte die Aktion Dr. Volker Steude, der sich mit seiner Gruppe selbst als „Bäh-Bürger“ bezeichnet. „Statt für erstklassige Schulen zu sorgen, werden auf Kosten unserer Kinder und Enkel immer neue Schulden gemacht, um die Prestigeobjekte der Stadtoberen verwirklichen zu können“, kritisierte Steude.

Ballon für Bürgerbegehren

Die Luftballons, von denen wegen des Dauerregens etliche nicht über die Grenzen der Schule hinwegflogen, waren mit Postkarten versehen. Auf ihnen wurde der Finder aufgefordert, die Karte zurück zu schicken. Text: „Ich habe den Ballon, an dem die Karte hängt, fliegen lassen für das Bürgerbegehren ‘Musikzentrum.“ Mutter Muazzez Gül mit ihren beiden Söhnen Alihaydar (6) und Alican (9) geht es um den Erhalt der Schule: „Wir wohnen schon lange hier in Hamme. Für den Stadtteil ist das eine ganz wichtige Schule. Auch mein älterer Sohn ist hier hin gegangen. Besonders die kleinen Klassen tun den Kindern gut.“

Die Von-der-Recke-Schule ist eine der Bochumer Grundschulen, die im Rahmen der im Dezember beschlossenen Entwicklungsplanung für die Grundschulen auslaufend geschlossen werden sollen. Nach derzeitigem Stand, ziehen die dann letzten vier Klassen nach den Sommerferien 2014 zur Grundschule Hofstede an der Rastenburger Straße um.

Gegen Schließung gekämpft

Schulpflegschaftsvorsitzende Antje Kassem, die im vergangenen Jahr gemeinsam mit anderen Eltern gegen die Schließung der Schule gekämpft hatte, betonte noch einmal, dass die jetzige Lösung schlecht für die Kinder des Stadtteils sei. „Für ganz viele Kinder wird der Schulweg wesentlich länger.“ Die Stadt hatte einen Schulweg von 1,7 Kilometern ausgerechnet, dabei den Weg von Schulhof zu Schulhof bestimmt. „Meine Kinder hatten bislang einen Fußweg von etwas mehr als einem Kilometer, daraus sind jetzt runde fünf Kilometer geworden“, berichtet Kassem.

Die Schulgemeinde hatte sich vor allem gegen die Schließungspläne gewehrt, weil dort seit fast 20 Jahren ein bewährtes inklusives Konzept für Kinder mit und ohne Förderbedarf praktiziert wird. Steude und seine Mitstreiter hatten noch einmal darauf hingewiesen, dass es unverständlich sei, dass gerade diese Schule in einem Stadtteil mit einem prognostizierten Zuwachs von Schülern um zwei Prozent geschlossen wird. Was dort an Schulwegen zugemutet werde, sei ein Schlag ins Gesicht der Schüler und deren Eltern. Forderung der „Bäh-Bürger“: Es dürfe keine Grundschulklassen mit mehr als 22,5 Kindern mehr geben. Dies sei genau der Klassenfrequenzrichtwert ,des Landes.