Bochum. Das neue Sponsoring-Konzept der Stadtwerke Bochum will Fehler aus der Vergangenheit ausmerzen und orientiert sich in der Höhe an branchenüblichen Etats. Statt 4,5 Millionen Euro sollen künftig nur noch 2,4 Mio zur Verfügung stehen. Der TV Wattenscheid 01 fürchtet um seine Existenz.

Geht der Profisport in Bochum vor die Hunde? Wer die Alarmglocken läuten hört, weiß, wie ernst die Lage ist. Der VfL Bochum setzt auf Peter Neururer als Retter, der TV Wattenscheid 01 lanciert gekonnt sein Untergangsszenario bundesweit in die Medien und bombardiert Politiker vor Ort mit SOS-E-Mails.

Während der VfL aber in erster Linie durch erfolglosen Fußball vor dem Absturz in die 3. Liga steht, sieht sich der TV 01 als Opfer des neuen Sponsoring-Konzepts der Bochumer Stadtwerke, das am kommenden Dienstag (16.) im Aufsichtsrat beschlossen werden soll.

Nur noch 50 Prozent des Etats

Von 4,5 auf 2,4 Millionen Euro sollen die Ausgaben fürs Sponsoring bis 2016 (nicht sofort!) sinken. Bochums sportliche Leuchttürme VfL (heute mit 1,9 Mio pro Jahr dabei) und TV 01 (heute 0,6 Mio) sollen sich dann mit nur noch 50 Prozent des Etats, also 1,2 Mio Euro zufrieden geben.

Bis heute verhält sich das ganz anders, wie ein Blick in das Gutachten von Ernst & Young zur Sponsoring-Praxis der Stadtwerke in den Jahren 2008 bis 2012 zeigt. Flossen ohnehin mehr als 70 Prozent des Sponsoringetats in den Bochumer Sport (untersucht wurden Ausgaben von rund 21 Mio Euro, bei einem Gesamtbudget von 25 Mio), so erhielten davon der VfL jährlich zwischen 72 und 81 Prozent und die Leichtathleten 12 bis 21 Prozent.

Dieses Ungleichgewicht bei der Förderung von Sport (15 Mio), Kultur (3 Mio), Bildung (161 000) und Sozialem (215 000) in den Jahren 2008 bis 2012 soll mit dem neuen Konzept enden. Der Etat soll zudem streng kontrolliert werden.

Verträge und Unterschriften fehlen

Das streng vertrauliche E&Y-Gutachten zeigt nämlich, dass nur 78 Prozent des Sponsorings mit einer ordnungsgemäßen Buchführung hinterlegt war. Für die Vergabe von 4,5 Mio Euro fehlen Verträge oder Unterschriften. Gegenleistungen wurden teils nicht geprüft.

Und: Bei sieben Spenden zwischen 25 000 und 32 000 Euro wurde die erforderliche Zustimmung des Aufsichtsrates nicht eingeholt. Immerhin: Hinweise auf persönliche Bereicherung hat es laut E&Y bei den Stadtwerken nicht gegeben.

Mehrheit des Aufsichtsrates befürwortet Anpassung

Dass künftig besser kontrolliert werden muss, liegt dank der nachgewiesenen schlampigen Buchführung auf der Hand, warum aber muss der Etat sinken? Die Mehrheit des Aufsichtsrates (Arbeitnehmer, Linke, Grüne, Teile der SPD) befürwortet eine Anpassung an die branchenüblichen Etats vergleichbarer Unternehmen in öffentlicher Hand. Auf dem Tisch liegt allerdings auch eine Variante, die einen Etat von 3 Mio Euro vorsieht und dem TV 01 keine Budgetkürzung zumutet.

Dessen SOS-E-Mails zeigen bereits Wirkung. Während Serdar Yüksel (SPD) am Mittwoch gar eine Beibehaltung des alten Etats forderte, sagte Christian Haardt (CDU): „Es brennt nichts an, wenn wir uns noch etwas Bedenkzeit nehmen.“ Uwe Vorberg (Linke) indes will kommenden Dienstag entscheiden. „Was wir angekündigt haben, sollten wir auch umsetzen.“