Bochum. Sein Hobby, seine Leidenschaft zum Beruf zu machen: Dirk Michalowskihat’s geschafft. Seit zehn Jahren ist der gelernte Gas- und Wasserinstallateur hauptamtlicher Fanbeauftragter des VfL Bochum. „Die Sache hat aber einen Haken“, sagte der 42-Jährige im Gespräch mit Jürgen Drebes und Philipp Rentsch.
„Fanbeauftragter“ – was macht der eigentlich genau?
Dirk „Moppel“ Michalowski: Er ist im Verein für alle Belange der Fans zuständig. Der VfL hat 231 Fanklubs von England über Berlin und Hamburg bis Zwickau. Ich habe mit unserem zweiten Fanbeauftragten Jascha Dröge ein eigenes Büro in der Geschäftsstelle. Wir stehen mit den Anhängern persönlich und per Facebook in engem Kontakt, berichten dem Vorstand, wie die Stimmung unter den Fans ist, und sind bei allen Spielen dabei.
Hat die Arbeit zugenommen?
Michalowski: Deutlich. Beispiel Auswärtsspiele: Früher bin ich mit dem Fanbus mitgefahren. Zum Anpfiff waren wir da. Alles war gut. Heute greift das strenge Sicherheitskonzept der DFL. Zehn Tage vorher gibt es den ersten Kontakt mit dem Heimverein und Gespräche mit den Behörden vor Ort. Was ist genehmigt? Gibt es alkoholfreies Bier? Wo gibt es Parkplätze? Unsere Arbeit hat eine andere Wertigkeit bekommen. Wir werden geschult. Im Auswärtsstadion muss ich nun spätestens zum Einlass sein. Ich fahre deshalb mit dem Pkw, um pünktlich zu sein.
Wie kommen immer wieder Bengalische Feuer ins Stadion?
Michalowski: Für einige Fans gehört das zur Fankultur. Es gibt genügend Mittel und Wege, Pyrotechnik ins Stadion zu schmuggeln. Das machen oft Frauen, die werden nicht so streng kontrolliert. Nacktscanner wären ein wirksamer Weg. Aber wer will das?
Haben Sie auch Kontakt zu den Spielern?
Michalowski: Ich spreche mit dem Mannschaftsrat, bin im Trainingslager dabei, einige Spieler kommen schon mal ins Büro. Es gibt gute Kontakte. Deshalb tut es mir für Spieler leid, die ausgepfiffen werden. Ich weiß, es sind ganz liebe Kerle, denen das sehr nahe geht. Abends gibt’s von mir eine aufmunternde SMS.
Muss man Angst vor dem Abstieg haben?
Michalowski: Wenn wir keine Tore schießen, wird es sehr eng. Wir haben uns alle mehr erhofft. Ein Abstieg in Liga 3 wäre die Vollkatastrophe.
Was muss sich ändern, damit es wieder aufwärts geht?
Michalowski: Die Bochumer waren immer stolz auf ihren VfL. Wir haben zwar weniger Geld als andere. Aber hier wurde immer vernünftiger Fußball mit Kampf und Herz gespielt. Dieses Bewusstsein hat in den letzten Jahren gelitten. Fans und Mannschaft finden nicht mehr so zueinander, der Funke springt nicht mehr über. Es gibt Mitleid und, noch schlimmer, Gleichgültigkeit. Bochum muss wieder stolz auf seinen VfL sein, der das Optimale aus seinen wenigen Mitteln herausholt. Da sind wir alle in der Pflicht. Dann wird das Stadion auch voller.
Wie ist es um Ihre berufliche Zukunft bestellt?
Michalowski: Es fällt immer schwerer, mit 15-, 16-Jährigen über Fankultur zu reden. Auch körperlich schlaucht der Job. Ich möchte gern weiter im Verein arbeiten. Aber mit 50 bin ich sicher kein Fanbeauftragter mehr.