Bochum. .

Vor 80 Jahren verbrannten die Nazis Bücher missliebiger Autoren, weil sie jüdisch, sozialistisch, systemkritisch oder pazifistisch waren. Während in den meisten Städten Deutschlands die papierenen Scheiterhaufen am 10. Mai 1933 loderten, begann in Bochum die Geschichte der Bücherverbrennung schon Wochen vorher.

Am 10. März verwüsteten SA-Leute Gewerkschaftshäuser, und in der darauffolgenden Nacht stürmten sie die sozialdemokratische Buchhandlung „Volksblatt“ an der Kortumstraße. Rund 1000 Bücher, als marxistisch abgestempelt, zudem Broschüren und Zeitschriften wurden am benachbarten Neumarkt (heute Südring) aufgestapelt und angezündet. Das wohl größte Feuer mit freier Literatur fand am 9. Juni 1933 als Kundgebung statt: Auf dem Kaiser-Wilhelm-Platz (heute Imbuschplatz) warfen die Nazis Werke von Alfred Kerr, Thomas Mann, Karl Marx, Carl von Ossietzky, Kurt Tucholsky, Magnus Hirschfeld und Friedrich-Wilhelm Foerster in die Flammen.

Bochumer Bücherei hat bei diesen Verbrechen mitgemischt

Waltraud Richartz-Malmede, Leiterin der Stadtbücherei: „Die damalige Bochumer Bücherei hat bei diesen Verbrechen mitgemischt. Es wurden schwarze Listen für öffentliche und private Bibliotheken erstellt, die abgehakt wurden.“ Im Anschluss an die Bücherverbrennung gab es „Richtlinien zur Säuberung der Volksbüchereien“.

Die Zentralbücherei im BVZ macht eine Veranstaltungsreihe „gegen das Vergessen“. Los geht es am 10. April, 19 Uhr, mit „Verfemt, verbrannt, aber nicht vergessen“: Bundestagspräsident Norbert Lammert erinnert an Autoren, deren Bücher verboten wurden. Am 10. Mai öffnet ab 20 Uhr der „Lauschsalon“ aus Münster: Anja Bilabel präsentiert ein Hörstück u.a. mit Texten von Rosa Ausländer, Nelly Sachs, Gertrud Kolmar.

Veranstaltungsreihe mit viel Literatur

„Fahrenheit 451“: Ab dieser Temperatur soll sich Papier selbst entzünden können, und so heißt auch ein verfilmter Roman, in dem es in einer fiktiven Gesellschaft verboten ist, Bücher zu besitzen; die Feuerwehr muss Literatur aufspüren und verbrennen. Hajo Jahn, Vorsitzender der Stiftung „Verbrannte und verbannte Dichter“, wird unter dem „Fahrenheit“-Titel am 10. Juni, 20 Uhr, die Geschichte der Bücherverbrennungen thematisieren.

Den Abschluss der Veranstaltungsreihe bilden Kriszti Kiss und Dieter Treeck am 29. Oktober, 20 Uhr, mit Abend über deutschsprachige Literatur im Exil.

Weitere Angebote gibt’s an dezentralen Stellen: So veranstaltet die Bücherei Querenburg am 25. April, 19 Uhr, einen Literaturabend mit Musik: „Wieder gelesen – verbrannte Bücher“. Die VHS lädt am 14. Mai, 19 Uhr, zum Vortrag von Wolfgang Hoffmann: „Die Bücherverbrennung in Deutschland und ihre Folgen“. Im Stadtarchiv erinnern Leiterin Dr. Ingrid Wölk und Bochumer Literaten in einer Matinee am 9. Juni, 11 Uhr, an die Bücherverbrennung vor 80 Jahren: „Aussortiert, verbrannt, verfemt, aber nicht vergessen“.