Langendreer. .
Die Initiative „Langendreer gegen Nazis“ lässt nicht locker. Auch wenn es im Stadtteil bis auf drei Vorfälle gegen Ende des Jahres (wir berichteten) insgesamt ruhiger geworden ist, wollen die Aktivisten gegen Rechts weiter Gas geben. Rund 40 Vertreter aus Politik, Verwaltung, Vereinen und Initiativen versammelten sich jetzt zum dritten Mal an einem „Runden Tisch“, um auf die vergangenen Monaten zurück zu blicken, sich auszutauschen und weitere Projekte anzustoßen.
Schnellst möglich in Angriff nehmen will man eine Beschilderung an den Ortseingängen. „Bochum hat keinen Platz für Rassismus“ soll künftig beim Betreten des Stadtgebietes zu lesen sein. Zunächst ist daran gedacht, diese Schilder an den Grenzstraßen zu Dortmund und Witten zu montieren, aber auch gesamtstädtisch könne diese Idee umgesetzt werden. Norbert Busche, der den „Runden Tisch“ in gewohnter Manier moderierte, begrüßt den Vorschlag und ruft zur Eile auf. Es gelte nun, Tiefbauamt und Straßenverkehrsamt mit einzubeziehen, damit die Sache ins Rollen kommt.
Ausstellung im Rahmen der Bürgerwoche
Der Kampf gegen Rechts soll auch im Rahmen der Bürgerwoche thematisiert werden. Dazu wird in der Willy-Brandt-Gesamtschule in Werne in der Zeit vom 3. bis 14. Juni die Wanderausstellung „Opfer rechter Gewalt seit 1990 in Deutschland“ zu besichtigen sein. 169 Menschen kamen seitdem ums Leben; viele von ihnen, weil sie den Mut hatten, sich den Rechtsextremisten in den Weg zu stellen. Die Schicksale dieser Menschen werden auf einzelnen Tafeln zu lesen sein. Die Kosten für die Ausstellung übernimmt die Bezirksvertretung Ost. Für Schulklassen sollen Führungen angeboten werden.
Diskutiert wurde auch am „Runden Tisch“. Etwa über den jüngsten Vorfall am S-Bahnhof Langendreer, wo im Dezember eine Gruppe Jugendlicher von Rechtsextremisten angegriffen wurde. Was viele verwundert: Bis heute liegt keine Strafanzeige vor. Wohl aus Angst, vermutet ein Teilnehmer der Runde, schließlich komme der gegnerische Anwalt an die Adressen der Kläger. Die Polizei überrascht, dass es keinerlei Zeugenaussagen gibt. Eine Wohnumfeldbefragung und das Abklappern der Krankenhäuser hätten nichts ergeben. Und das bei einer Tatzeit – Mittag – „zu der wir normalerweise mit Zeugenhinweisen bombardiert werden.“
In Sachen Videoüberwachung des S-Bahnhofs hat sich bisher nichts getan. Immerhin macht ein Vertreter der Bundespolizei Hoffnung: „Es werden wieder vermehrt Gelder für die technische Überwachung von Bahnhöfen zur Verfügung gestellt.“
Thematisiert wurde auch das so genannte „Kopf-ab“-Denkmal. In Zukunft soll speziell an bestimmten „Feiertagen“ der rechten Szene kontrolliert werden, um Zusammenkünfte an diesem Kriegerdenkmal zu unterbinden. Zudem will man an den Besitzer – den Denkmalverein – mit dem Wunsch herantreten, eine alte Tafel der Bezirksvertretung wieder anzubringen. Deren Aufschrift stelle den Hintergrund dieses Mahnmals, so Norbert Busche, in einen anderen Kontext als die ursprünglichen in Stein gehauenen und durchaus fragwürdigen Zeilen.