Bochum. Bei der Bochumer Staatsanwaltschaft werden immer mehr Verfahren wegen ungeklärter Todesfälle eingeleitet. Das erklärte Bochums oberster Todesermittler, Oberstaatsanwalt Jochen Kodal, am Dienstag auf Anfrage. Der 63-Jährige ist zum 31. März in den Ruhestand gegangen.

Bei der Bochumer Staatsanwaltschaft gibt es immer mehr Ermittlungsverfahren wegen ungeklärter Todesfällen. Die Anzahl der jährlich neu eingeleiteten Verfahren stieg zuletzt auf fast 2000, sagte Oberstaatsanwaltschaft Jochen Kodal der WAZ. Der Bereich umfasst neben Bochum auch Herne, Witten und Teile des RE-Kreises. Kodal erklärt den Anstieg auch damit, dass der enge Kontakt zwischen Patienten und Hausarzt abnehme und deshalb im Todesfall ein Notarzt erscheine, der keine Vorinformationen habe. Folglich kreuze er auf dem Totenschein „Todesursache ungeklärt“ an. Die Staatsanwaltschaft ermittelt dann automatisch.

Rund 300 Obduktionen hat Kodal im vorigen Jahr veranlasst. Am Ende werden solche Verfahren aber fast alle eingestellt. Übrig bleiben Fälle, in denen der Verdacht eines ärztlichen Kunstfehlers oder eines Tötungsdelikts besteht. Deren Anzahl ist aber ganz gering.

Kindermörder überführt

20 Jahre hat Kodal Todesermittlungen durchgeführt, seit 2003 als Chef der ganzen Abteilung. Auch bei Brandsachen war er der Chef. Seit 1. April genießt der 63-Jährige den Ruhestand, auf eigenen Wunsch. Viele große Kriminalfälle hat er geleitet, zuletzt ging es um den Mord einer Bochumer Arzthelferin (33) an ihrem Liebhaber (36), zugleich Vater ihres Kindes. Vor 20 Jahren hatte er in Witten einen dreifachen Kindermörder überführt. Jetzt hat der Täter beantragt, auf Bewährung frei zu kommen.

Künftig will Kodal mit seiner Ehefrau mehr Städtereisen unternehmen. Zumal er jetzt nicht mehr regelmäßig einen Monat lang Tag und Nacht einsatzbereit sein muss. „Was ich auf keinen Fall vermissen werde, ist die Bereitschaft.“