Bochum. . Die Madonna, die während des traditionellen Flohmarktes im Hospiz St. Hildegard in Bochum gestohlen wurde, bleibt verschwunden. Der Diebstahl hat für heftige Entrüstung, aber auch für Unterstützung gesorgt: Bürger boten an, ihre eigene Madonna zur Verfügung zu stellen. Vom Täter fehlt jede Spur.
Die Madonna aus dem Hospiz St. Hildegard in Wiemelhausen ist immer noch verschwunden. Ein noch unbekannter Mann oder eine Frau hatte die heilige Holzfigur - wie bereits gemeldet - am vergangenen Samstag aus der angrenzenden Caritas-Kapelle des Hospizes gestohlen. Die gottlose Tat hat für heftige Entrüstung gesorgt, aber auch für Unterstützung: Unter der Woche haben zwei Bürger beim Hospiz angerufen und eine eigene Madonna - aus Porzellan und Holz - als Ersatz angeboten. Kostenlos.
Der Diebstahl passierte während des traditionellen Flohmarktes und des Tages der offenen Tür am Wochenende in den Räumen des Hospizes. Rund 850 Menschen waren gekommen. Der Ansturm war so groß, dass schon vor Öffnung der Türen sehr viele Menschen Einlass begehrten. Schließlich gab es viele Schnäppchen, zum Beispiel Bücher für 50 Cent, allesamt gespendet von Bürgern. Am Ende konnte das Hospiz mehrere tausend Euro Einnahmen verbuchen.
„Es ist keine rohe Gewalt angewendet worden: keine Spuren, einfach abgezogen“
Doch die schöne Bilanz wurde bitter eingetrübt. Am Samstagabend entdeckte Brigitte Nies (78), die seit vielen Jahren ehrenamtlich für das Hospiz arbeitet und sich auch um die Kapelle kümmert, dass die Statue entwendet wurde. Sie stand auf einem Wandbrett und war nur durch einen kleinen Haken an der Wand befestigt. „Es ist keine rohe Gewalt angewendet worden: keine Spuren, einfach abgezogen“, sagte Hospiz-Leiter Johannes Kevenhörster am Donnerstag am Tatort in einem WAZ-Gespräch.
Die rund 70 bis 80 Zentimeter hohe Madonna mit Jesuskind war dem Hospiz vor vielen Jahren von einem ehemaligen Mitarbeiter geschenkt worden. Einer der Flohmarkt-Besucher muss sie jetzt unter einem großen Mantel oder in einer großen Tasche verstaut haben - und dann in dem Menschengedränge des Flohmarktes untergetaucht sein. Der Zugang zur geöffneten Kapelle war nur wenige Meter entfernt.
„Die Hospizarbeit ist eine seelisch schwere Arbeit“
Kevenhörster zur WAZ: „Ich finde es schändlich. Die Schändlichkeit liegt nicht im materiellen Wert. Uns ist etwas genommen worden, woraus wir unsere Motivation schöpfen. Die Hospizarbeit ist eine seelisch schwere Arbeit. Der Glaube gibt einem Kraft, überhaupt Spiritualität. Jeder Mitarbeiter tut dies auf seine Weise. Die Mutter Gottes steht für uns auch als Zeichen dafür, dass wir Kraft aus dem Gebet schöpfen.“ Caritas-Sprecherin Annette Borgstedt äußerte sich ähnlich. Die Statue sei „nichts kunsthistorisch Besonderes“. Aber: „Die Mutter Gottes hat für die katholische Kirche eine besondere Bedeutung.“ Noch nie sei aus dem Hospiz etwas Vergleichbares gestohlen worden. „Wahrscheinlich ändern sich die Zeiten.“
Wer Hinweise zum Täter oder zur Madonna hat, melde sich bitte bei der Caritas: 0234/307 9023.
Trick mit ausländischen Geldmünzen
Der Diebstahl der Madonna ist nicht die einzige Straftat, die beim Flohmarkt im Hospiz passiert ist. Unbekannte hatten Bücher (50 Cent je Stück) mit bestimmten Münzen einer ausländischen Währung bezahlt, die einem Zwei-Euro-Stück stark ähneln. Das Wechselgeld bekamen sie dann in Euro zurück.
Im Hospiz St. Hildegard (25 berufliche und 50 ehrenamtliche Mitarbeiter) verbringen schwerstkranke und sterbende Menschen ihre letzte Zeit. Es gibt elf Plätze. Neben einer Palliativpflege und einer psychosozialen Betreuung der Gäste stehen auch die Angehörigen mit ihren Fragen und Sorgen im Fokus.