Bochum. . Ein Schild vor der Bochumer Propsteikirche mit der Aufschrift „Betteln und Hausieren auf dem Kirchplatz verboten“ erregt den Unmut einer Gläubigen: Das Schild sei mit christlichen Werten unvereinbar. Der Propst beruft sich auf öffentliche Sicherheit.

Mit Papst Franziskus haben die Kardinäle einen Mann an die Spitze der katholischen Kirche gewählt, der in seiner Heimat Argentinien als Helfer der Armen bekannt ist. Umso seltsamer mutet ein Schild vor der hiesigen Propsteikirche in der Innenstadt an. WAZ-Leserin Sabine Mosler (47) bemerkte es bei einem ökumenischen „Gottesdienst für Unbedachte“, wo sie in einem Chor sang.

Brief an Kirche blieb unbeantwortet

Das Schild rechts neben dem Eingang soll das Verhalten am Gotteshaus regeln. „Betteln und Hausieren auf dem Kirchplatz verboten“ ist dort zu lesen. Zuerst fühlte sich die evangelische Christin Mosler „geehrt, diesen besonderen Gottesdienst mit gestalten zu können“, schrieb sie im November letzten Jahres in einem Brief an Propst Michael Ludwig. Doch als sie das Schild sah, überkam sie „stattdessen ein großes Gefühl der Scham“, so Mosler weiter. Die Aussage des Schildes sei mit der christlichen Botschaft absolut unvereinbar, teilte sie ihm mit. Der Gottesdienst für die anonym Beerdigten wurde auch von armen Menschen besucht, „zum Teil angeschlagen und mit Plastiktüten statt Taschen“, schilderte sie. Diese Szene „hat die „Absurdität eines solchen Schildes vor einer Kirche verdeutlicht“, schrieb sie. Ihr Brief blieb bis heute unbeantwortet.

Formulierung „nicht schön“

Die WAZ-Redaktion konfrontierte Propst Michael Ludwig mit der Kritik. Dieser stellte zuvorderst klar: „Die Formulierung auf dem Schild ist nicht schön.“ Er habe es von seinem Vorgänger übernommen und es stehe bestimmt schon 20 Jahre da, schätzte er. Es diene dazu, die Kirche und vor allem die Gemeindemitglieder vor kriminellen Eindringlingen zu schützen, hielt er fest.

Es gebe Menschen, die beispielsweise alte Damen bedrängen. Auch gebe es organisierte Banden, die etwa bei Kommunionen gezielt Handtaschen klauen. Die Kirche sei ein Hoheitsgebiet und darum seien polizeiliche Einsätze, seines Wissens nach, nicht unter allen Umständen zulässig, erklärte der Propst. „Ein solches Schild ist da die einfachste Lösung“, sagte er. Es vereinfache, die öffentliche Ordnung in der Kirche zu wahren. „Glauben Sie mir, die Akte Propstei bei der Polizei ist nicht klein“, sagte er. Die Vorfälle reichten von Urin in den Beichtstühlen bis hin zu Diebstahl, schilderte er.

„Ganz doofes Schild“

Der Brief von Sabine Mosler sei vermutlich in der Menge der Post untergegangen. Er sei aber bereit, ihr die Gründe für das „ganz doofe Schild“, wie Ludwig es nannte, zu erläutern, so der Propst.