Bochum. Es wird gewimmelt in der Galerie am Schlosspark in Bochum-Weitmar: gegen katastrophale Zustände, mangelnde Flexibilität und fehlende Wahlfreiheit bei der Kinderbetreuung. Familie und Beruf? Für Frauen in unserer Gesellschaft noch immer ein Riesenproblem.
Die Aktion läuft auf dem Netzwerk Facebook. Susanne Breidenbach suchte im Vorfeld gemeinsam mit ihren Mitarbeiterinnen Julia Sonnenfeld, Karina Brendt und Katja Tallner Artikel, Fotos und vor allem eines: E-Mail-Adressen. 1500 sind es geworden: vom Bundestag, vom Landtag und den einzelnen Stadträten. „Wir möchten, dass sich die Politiker heute in der Pause fragen: Was hat es mit der Wimmel-Attacke auf sich?“ Vor allem aber hoffen die „Wimmler“, dass endlich reagiert wird.
So kommen auch jene Frauen, die zwar zum ersten Mal von der Aktion gehört haben, aber genau wissen, wovon hier gesprochen wird. So wie Viviane Abina-Kwasi. Als ihr Sohn zur Welt kam, da studierte die junge Frau, bekam ein Jahr nach der Geburt einen Platz für den Kleinen im Kindergarten des Akafö. „Zum Glück“, sagt sie noch heute erleichtert. „In der städtischen Einrichtung standen wir auf der Liste für Betreuung unter Dreijährige auf Platz 62.“
Mütter gehen mit ihren Forderungen in die Offensive
Ein Grund mehr für Susanne Breidenbach, mit ihrer Wimmel-Attacke in die Offensive zu gehen. Vor allem aber betont sie: „Ich möchte mich nicht nur an berufstätige Mütter wenden. Gerade diese Frauen haben doch gar keine Zeit, sich politisch um das Thema zu kümmern.“ Auch ein Vergleich fällt der resoluten Frau umgehend ein: „Oder haben Sie jemals von einem Kranken gehört, der in der Lage ist, eine Krankenkasse zu gründen?“
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Treffend zwar, doch dennoch sind es vermehrt die Mütter, die heute zum Aktionstag erscheinen, sich an den PC setzten und von ihrer persönlichen Lebenssituation berichten und ihre Forderungen stellen. So auch Tanja Lenz-Urbach, im Schlepptau ihre eineinhalbjährige Tochter Mila. Die berufstätige Frau arbeitet für die Zeitschrift „Revierkind“, zwei bis drei Vormittage pro Woche. In der Zeit passt die Oma auf die Kleine auf. „Es war eine Riesenodyssee, bis ich endlich einen Platz für Mila fand“, so die 39-Jährige, „Jetzt haben wir einen, aber erst in einem Jahr.“ Bis dahin wird sie sich — dank der Familie – weiterhin über Wasser halten. Keine optimale Lösung, aber halt die einzige, die es derzeit gibt.