Grumme. Das U 3-Betreuungskonzept der „Schatzinsel“ in Grumme hilft Eltern und Kindern, Sicherheit zu gewinnen. Entwicklung gemeinsam festlegen.

Loslassen und festhalten: Für Ines Angermann und ihre Tochter Anika ist das mehr als ein Spiel, denn zwischen Mutter und Kind besteht eine starke gefühlsmäßige Bindung. Die Marketingfachfrau nahm nun wieder ihre Arbeit auf. Das 21 Monate alte Kleinkind besucht die Ende September neu eingerichtete U 3-Betreuung im Evangelischen Familienzentrum „Die Schatzinsel“.

„Mit einer Eingewöhnungsphase ging es los“, erklärt Angermann. „Zunächst waren wir Anfang Oktober gemeinsam für ein bis zwei Stunden in der Einrichtung. Dann ging Anika mit den anderen Kleinkindern auf Entdeckungsreise in den Räumen.“ Die Eltern zogen sich währenddessen langsam zurück, während die Erzieherinnen der „Sternchengruppe“ den Kontakt zu den Kindern aufnahmen.

„Wir arbeiten hier nach dem Berliner Konzept: ansprechbar sein, Impulse geben und beobachten, wie die Kleinkinder sich und die Spielmöglichkeiten im Raum entdecken“, erläutert Erzieherin Andrea Deitermann.

Die Entwicklungsschritte – jedes Kind bekommt die Zeit, die es braucht -- werden immer wieder mit den Eltern besprochen. „Die Kinder sollen für sich Sicherheit gewinnen“, erklärt Gruppenleiterin Jacqueline Brosda dazu. Mit Erfolg! „Anika ist weniger zurückhaltend und offener geworden“, so die Mutter. Der gute Kontakt mit den Erzieherinnen bei allen Fragen ermutigt Angermann zudem. Modellfragen helfen dabei.

Tageskonzept mit festen Ritualen

Die zwölf Kleinkinder zwischen eineinhalb bis drei Jahren (aus rund 40 Anmeldungen) haben ebenso wie die 45 älteren Kinder ein Tageskonzept mit festen Ritualen. „Um 9 Uhr ist der Morgenkreis mit Singen. Frühstück und Freispielzeit folgen“, erklärt Brosda, die sich für diese Aufgabe zwei Jahre lang zusätzlich qualifiziert hat. Ab etwa 11.20 Uhr geht es auf die Ruhephase und das Mittagessen zu. Derzeit ist das oft noch die Abholzeit nach einem erlebnisreichen Morgen. Die Kinder können jedoch -- je nach der beim Jugendamt gebuchten Betreuungszeit -- 35 bis 45 Stunden pro Woche bleiben.

Für die neue Gruppe musste das Familienzentrum anbauen. „Am 30. Januar kam der Bagger, am 30. März stand der Rohbau und am 30. September 2012 haben wir den Gebäudeteil nach achtmonatiger Bauzeit übergeben“, erklärt Architekt Ulrich Liebert vom Büro Kremer und Partner.

Ein echter „Schatz für Kinder“

Für die Kleinkinder gibt es zwei Spielräume, einen Ruheraum und eine Küche auf 155 Quadratmetern. Hinzu kommt ein neuer Personalraum für das größere Team und ein neuer Eingang für alle. „312 000 Euro hat das gekostet“, so Liebert. Pfarrer Volker Rottmann sieht deshalb im Anbau einen „Schatz für Kinder“ in Anspielung auf den Einrichtungsnamen.

„Die Idee für die U3-Betreuung hatte ich bereits in 2006“, erklärt Einrichtungsleiterin Vera Lemm-Just. Sie musste dafür allerdings noch einige Hürden beim Team, bei der Kirche, beim Jugendamt, bei der Bauplanung und den Finanzen überwinden. Konzeptionelle Unterstützung erhielt sie von Fachberaterin Dagmar Reuter von der Evangelischen Kindergartengemeinschaft.

Festhalten und loslassen. Für Ines Angermann und ihre Tochter Anika fällt nun die Trennung auf Zeit leichter.