Bochum.

Seit dem 8. September marschieren Flüchtlinge aus ganz Deutschland von Würzburg nach Berlin, um gegen die Zustände in den Flüchtlingslagern zu protestieren. Im Bahnhof Langendreer fanden sich Asylbewerber und Unterstützer der Aktion zu einem gemeinsamen Gespräch ein, um bisherige Erfahrungen und den weiteren Ablauf zu diskutieren.

Begonnen hatten die Asylbewerberproteste am 19. März 2012 in Würzburg. Grund war der Selbstmord eines 29-jährigen Flüchtlings aufgrund der schlechten Lebensbedingungen im Lager Würzburg. Seitdem organisieren die Flüchtlinge in Eigenregie den Protest und fordern die Abschaffung aller Flüchtlingslager sowie der Residenzpflicht, die es den Flüchtlingen nur erlaubt, sich in einem von der Behörde festgelegten Bereich aufzuhalten. Darüber hinaus sprechen sie sich für eine Aufhebung der Abschiebegesetze aus.

Rund 70 Flüchtlinge marschierten nach Berlin

Der Streik begann nach dem Freitod des Flüchtlings mit der Ablehnung der Essenspakete in den Lagern um Würzburg. Der Marsch von rund 70 Flüchtlingen aus ganz Deutschland nach Berlin ist der bisherige Höhepunkt der Proteste.

„Es gibt zwei Gruppen bei unserer Aktion. Die erste geht zu Fuß durch Ostdeutschland, die zweite besucht per Bus verschiedene Flüchtlingslager in Westdeutschland und reist gemeinsam mit einigen Bewohnern weiter. Am wichtigsten ist der Blick in die Lager, in denen schlimme Bedingungen herrschen“, erklärt Ashkan Khorasani, einer der Hauptorganisatoren der streikenden Asylbewerber.

Jonas Molitor vom Flüchtlingsrat NRW weiß: „Die Lebensbedingungen in den Lagern sind von Kommune zu Kommune sehr unterschiedlich. Zwar gibt es auch gute Unterkünfte in regulären Wohnungen, aber häufig genug leben die Asylbewerber zusammengepfercht in Gemeinschaftsunterkünften. Dazu kommen bauliche Mängel wie Schimmel, Ungeziefer oder defekte Haushaltsgeräte. So leben die Menschen oft jahrelang.“

Protest, damit die Politiker handeln

In Berlin treffen beide Gruppen aufeinander, um nochmals ihre Forderungen zu formulieren. Mit der Versammlung dort verstoßen die Flüchtlinge aktiv gegen die Residenzpflicht.

Nächster Halt nach den Gesprächen im Bahnhof Langendreer ist das Flüchtlingslager in Werne bei Hamm. „Uns geht es darum, mit den Flüchtlingen zu sprechen und den Protest weiterhin zu organisieren, so dass die Politiker handeln“, betont der 23-jährige Khorasani.