Neuer JVA-Chef in Bochum setzt auf mehr Kommunikation

Bochum. . Thomas König heißt der neue Chef der JVA Bochum, der „Krümmede“. Die Redaktion sprach mit ihm am Mittwoch in seinem Büro über seine Arbeit und seine Schwerpunkte - zum Beispiel mehr Kommunikation. Privat ist der 53-Jährige leidenschaftlicher Hundehalter und kennt sich auch in der Falknerei aus.

Ursprünglich wollte Thomas König (53) Staatsanwalt werden. Als er aber im Jura-Referendariat das Schwerverbrecher-Gefängnis in Werl besichtigte, war er so „fasziniert“ von der Arbeit dort, dass er sich anders entschied. Er begann eine erfolgreiche Laufbahn im Strafvollzug. Jetzt ist er wieder aufgestiegen: Seit Januar leitet er die Krümmede, mit 718 Gefangenen die drittgrößte geschlossene Haftanstalt in NRW nach Werl und Köln.

19 Jahre hat der Volljurist in Werl gearbeitet, die letzten zwölf Jahre als stellvertretender Leiter. 80 „Ell-Eller“ – wie zu lebenslänglich Verurteilte im Jargon heißen – sitzen dort ein. König leitete in Werl auch die Abteilung für die Sicherungsverwahrten. Eine solche gibt es in Bochum zwar nicht, allerdings immerhin auch rund 40 Ell-Eller.

Mit der Krümmede hat König eine JVA übernommen, die Anfang 2012 und zuvor nach einer Serie von Ausbrüchen und Ausbruchsversuchen für negative Schlagzeilen gesorgt hatte. Der damalige Chef wurde suspendiert. Sein Nachfolger leitete die JVA bis Jahresende nur kommissarisch. König soll jetzt wieder mehr Kontinuität ins Haus bringen.

Nach der Pannenserie ist die äußere Sicherheit bereits kräftig nachgebessert worden. Nicht nur alte Eisengitter wurden durch Manganstahl ersetzt, auch in das Büro des Chefs selbst, das vorher gänzlich unvergittert war, dringt nur noch gesiebte Luft – für den Fall, dass einer über die Verwaltung türmen will.

Gefangene wünschen sich Speiseeis im Angebot

König setzt aber auch andere Schwerpunkte: Er will mehr Kommunikation sowohl innerhalb der Belegschaft (365 Bedienstete, davon 70 Frauen) als auch mit den Gefangenen. Die haben ein siebenköpfiges Gremien gewählt, mit denen König einmal im Monat „Sachen von allgemeinem Interesse“ bespricht. Häftlinge wünschen sich zum Beispiel Speiseeis im Angebot des mobilen Kaufladens, der zweimal im Monat in die JVA kommt, und niedrigere Preise dort.

Außerdem: Die JVA möge Spielzeug besorgen, wenn Kinder zu Besuch kämen. König prüft, was geht und was nicht. In jedem Fall, sagt er, gibt er eine Rückmeldung. Es sei wichtig, „verlässlich und zugewandt“ zu sein. „Dafür haben Gefangene ein Gespür.“ Ebenso für Gleichbehandlung. Wenn König davon spricht, denkt er an „soziale Sicherheit“. Es müsse ein Vollzug praktiziert werden, den Gefangene auch „akzeptieren“. „Das ist ganz wichtig.“

JVA Krümmede

Zur WAZ-Aktion Die WAZ Oeffnet Pforten hat die Justizvollzugsanstalt Kruemmede in Bochum am Dienstag, 07. August 2012, zu einer Besichtigung eingeladen. Uwe Nelle-Cornelsen, Leiter der JVA, und Rolf Lensing, Leiter des allgemeinen Vollzugsdienstes fuehrten durch die Gebaeude und ueber das Gelaende. An der Pforte wurden die Besucher durchsucht. Foto: Thomas Goedde / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool

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„Ich pflege einen ausgeprägten kooperativen Führungsstil“

Mehr Austausch, mehr Konferenzen hat König auch im Kollegium eingeführt. „Je mehr man unterschiedliche Meinungen hört, desto ausgereifter werden Entscheidungen. Ich pflege einen ausgeprägten kooperativen Führungsstil.“

Gemessen wird er aber wohl vor allem an der Sicherheit. Zuletzt lief es gut: Seit einem Jahr wurde kein Zwischenfall mehr bekannt.

König ist verheiratet und lebt in Werl. Von dort fährt er 63 Kilometer täglich nach Bochum. Mit Begeisterung kümmert er sich um seinen Jagdhund (Rasse: Pointer) und nimmt international an Prüfungen teil. Außerdem betrieb er bis vor kurzem die Falknerei. Viel Spaß macht ihm auch das Erlernen der französischen Sprache im Selbststudium.