Bochum. .
Noch einmal ganz nachdrücklich haben Kirchen und Gewerkschaften Position gegen den Sonntagsverkauf bezogen. Am heutigen Donnerstag entscheidet der Rat darüber, ob dem Bochumer Einzelhandel 13 verkaufsoffene Sonntage (drei pro Stadtteil) erlaubt werden. „Unser Appell an den Rat: die Vorlage so nicht zuzulassen“, so Bochums DGB-Chef Michael Hermund.
Vor einem Jahr um diese Zeit haben die Beteiligten vom evangelischem Kirchenkreis, vom Katholikenrat, vom DGB und von Verdi angekündigt, eine „Allianz für den freien Sonntag“ gründen zu wollen.
Dazu war es nicht gekommen, weil, so Rose Richter (Sozialreferentin der ev. Kirche), es nicht möglich war, einen gemeinsamen Termin zu finden. Gestern nun sollte der gemeinsame Weg beschritten werden, „weil wir uns mit einem Problem herumschlagen, das noch nicht gelöst ist“, sagt Hermund. Ausgemacht wurde es in der „inflationsartigen Zunahme“ verkaufsoffener Sonntage.
Einen Dammbruch verhindern
Der Einzelhandelsverband hatte in einem Schreiben an die Protagonisten der Allianz betont, dem Wunsch, einen Dammbruch zu verhindern, nachgekommen zu sein, indem statt vier nur noch drei Sonntage pro Stadtteil beantragt wurden.
„Es geht nicht um drei oder vier Sonntage pro Jahr; die Beschäftigten im Einzelhandel, überwiegend Frauen, sind ohnehin stark belastet. Das Tarifgefüge hat sich verschlechtert, es gibt mehr Minijobs“, soweit Gudrun Müller (Verdi). Mehr Flexibilität im Handel habe gravierende Auswirkungen auf die Arbeitszeit.
Das öffentliche Interesse an Verkaufssonntagen stellen Kirchen und Gewerkschafter in Frage. Ein Sonntag als Ruhetag diene der Lebensqualität und dürfe nicht „dem Kommerz gewidmet werden“, meint Hermund. Dass zahlreiche andere Branchen ohne Sonntagsarbeit nicht auskommen, wird dabei als gegeben hingenommen. „Natürlich wären wir für einen freien Sonntag für alle Arbeitnehmer, aber wir können das Rad nicht zurückdrehen“, erklärt Superintendent Peter Scheffler. Berthold Rose (kath. Betriebsseelsorge): „Wir müssen jetzt den Schritt machen, um weitere Aufweichungen der Sonntagskultur zu verhindern.“
"Ein gemeinsames Auftreten wäre besser gewesen"
An eine breite Ablehnung der beantragten Sonntagsöffnungen im Rat glaubt Gudrun Müller nicht, obwohl alle Fraktionen im Hauptausschuss in der vergangenen Woche signalisiert haben, ihren Mitgliedern die Abstimmung freizustellen. Für die 13 Verkaufssonntage hat sich bereits die FDP ausgesprochen, die Linke dagegen.
Im Vorfeld hat die Verwaltung auf Wunsch der SPD Stellungnahmen der Organisationen eingefordert, und die hat dann jede für sich abgegeben. „Wir sehen diese Schwäche; ein gemeinsames Auftreten wäre besser gewesen“, so Hermund. Das soll sich nun ändern: Superintendent Scheffler kündigte eine Aktion für den freien Sonntag an. In welcher Form, ist noch offen.