Bochum. .
Erstmals berichtet das Gesundheitsamt auf Nachfrage der WAZ jetzt von den Ergebnissen einer Untersuchung, bei der im Sommer 2011 alle 2713 in einem bestimmten Zeitraum neu aufgenommene Patienten an allen neun Bochumer Klinken auf Multiresistente Keime (MRSA) getestet worden sind.
Das Ergebnis dieser Untersuchung deckt sich etwa mit anderen Studien: 2,5 Prozent der Patienten trugen diese Keime in sich. „Dies sind keine bedenklichen Ergebnisse vielmehr sind wir auf dem richtigen Weg“, so der Leiter des Gesundheitsamtes, Dr. Ralf Winter.
Zwischen den neun Krankenhäusern - dabei wurden auch Häuser, die zu einem Klinikverbund gehören, als eine Einheit gewertet, gibt es Abweichungen. Zwischen 0,8 und 6,6 Prozent der neu aufgenommenen Patienten trugen im untersuchten Zeitraum diese Erreger in sich. Erkrankt waren die insgesamt 64 Personen zu dem Zeitpunkt nicht an diesen Keimen. Erfreulich sei, dass lediglich 14 Prozent der so identifizierten möglichen Überträger nicht zu einer der Risikogruppen gehören.
Qualitätssiegel soll Anreiz geben
Risikogruppen werden ohnehin automatisch auf diese Erreger getestet, dazu gehören etwa auch alte oder durch Vorerkrankungen geschwächte Patienten. Das Bochumer MRSA-Netzwerk, an dem unter anderem die Krankenhäuser, niedergelassene Ärzte aber auch Alten- und Pflegeheime beteiligt sind, hat viel vor, um die Gefahren einer Infektion mit den durch Antibiotika nur schwer zu bekämpfenden Keimen besser in den Griff zu bekommen. Besonders die Krankentransport-Unternehmen sollen enger eingebunden werden.
Zu begrüßen sei, dass sich auch als Erkenntnis aus dem Screening vor eineinhalb Jahren, Bochumer Kliniken entschlossen haben, freiwillig bei jeder Neuaufnahme einen Test auf dieser Keime durchzuführen.
Bochum sei zudem beteiligt im sogenannten KISS (Krankenhaus-Infektions-Surveillance-System). Dabei machen alle Kliniken in der Stadt mit, wenn auch mit unterschiedlichem Umfang. Ziel sei es, über den Vergleich identischer Verfahren im Umgang mit Infektionen letztlich die Zahl der Infektionen senken zu können.
Ralf Winter setzt in diesem Jahr darauf, dass auch Bochumer Krankenhäuser mit dem sogenannten MRSA-Qualitätssiegel der Region Nordwest ausgezeichnet werden können. Bis zum Jahresende läuft noch das Bewertungsverfahren. „Ein solches Siegel ist auch eine gute Möglicheit für die Häuser, es als ein Werbemittel zu nutzen“, so der Gesundheitsamtsleiter.
Leser berichten über ihre Erfahrungen
Welche Erfahrungen haben WAZ-Leser mit der Hygiene in Krankenhäusern gemacht? Nach unserem Aufruf erreichten uns zahlreiche Zuschriften. Eine Auswahl:
„Haben Sie schon mal beobachtet, wie Böden und Betten gereinigt werden? Seitdem ein Krankenhaus als Wirtschaftsunternehmen geführt wird, muss es profitabel sein. Der Zeitdruck betrifft auch die – ausgesourcten! – Reinigungskräfte, die z.B. keine ,Muse’ mehr haben, ein Bett gründlich zu desinfizieren, bevor es neu belegt wird.“ Gabi Hinderberger
„In der orthopädischen Abteilung des St. Josefs-Hospitals wurde der Teppich nicht gegen Fliesen bzw. ein anderes pflegeleichtes Material ausgetauscht, obwohl Patienten die QM-Beauftragte darauf angesprochen haben. Wie soll die Zahl der MRSA-Infektionen sinken, wenn elementare Vorschriften nicht erfüllt sind?“ Xeniya Weis
„Vor fast zwei Jahren wurde mein Schwiegervater wegen einer Beinfraktur ins MLK Wattenscheid eingeliefert. Nach vier Tagen verschlechterte sich sein Allgemeinbefinden derart, dass er auf die Intensivstation kam. Dort wurde ein Test auf MRSA gemacht, welcher positiv war. Da sein Immunsystem altersbedingt geschwächt war, verstarb er innerhalb von drei Tagen. Da er seine Wohnung schon länger nicht mehr verlassen konnte, hat er sich diesen Keim nur im MLK einfangen können.“ Sigrid Krämer
„Mein Schwiegersohn lag vor vier Jahren im St.Josefs-Hospital. Der Staub lag fast fingerdick auf den Schränken. Bei meinem Schwiegersohn und einem weiteren Patienten traten Entzündungen an der Wunde auf, die von den Ärzten als Wundheilstörung abgetan wurde. Ergebnis: eine Nachbehandlung im Elisabeth-Hospital. So sieht Hygiene in Krankenhäusern aus.“ Manfred Grunwald