Bochum. . Das Gesundheitsforum in der Bochumer City lockte am Samstag viele Besucher. Am Redaktionsmobil der WAZ stand das Thema Keime im Krankenhaus auf der Tagesordnung. Vier Experten standen zum Gespräch parat.

Mangelnde Hygiene an Krankenhäusern führt bei Patienten häufig zu schweren Infektionen. Dass dieses Thema den WAZ-Lesern auf den Nägeln brennt, zeigte sich Samstag bei lebhafter Diskussion am WAZ-Redaktionsmobil.

Im Bundesdurchschnitt sind rund 30 Prozent der Keimträger mit dem tückischen MRSA-Keim infiziert (methycillinresistente Staphylokokken) – eine Zahl, die Eva Karmelita, Leiterin des Pflegedienstes der Evangelischen Stiftung Augusta für ihr Haus nicht bestätigen wollte. „Dank des hausinternen Hygieneverfahrens liegen wir mit drei Prozent weit unter dem Schnitt“, so Eva Karmelita.

Desinfektionsspender nicht selbstverständlich

Die Ursache für die guten Zahlen liege nicht zuletzt in der Einhaltung simpler wie effektiver Maßnahmen, wie beispielsweise das Desinfizieren der Hände vor jedem Kontakt mit den Patienten, betonte auch Alen Males, Hygiene-Fachkraft der Ev. Stiftung Augusta. Leider gehört es bis heute auch in Bochumer Krankenhäusern nicht zur Selbstverständlichkeit, dass sowohl in als auch außerhalb der Krankenzimmer und Toiletten ein Desinfektionsspender zur Verfügung steht.

„Wie erkenne ich überhaupt, ob ich Keimträger bin oder nicht?“, wollte Zuhörer Gerd Fischer von den Experten erfahren. Letztlich gehe dies nur anhand einer Untersuchung, hieß es. In diesen Wochen werden in den Bochumer Kliniken im Kampf gegen die tückischen Bakterien alle Patienten direkt bei der Aufnahme im Krankenhaus auf MRSA untersucht. Das „Screening“ soll das Risikopotential definieren. „Die Träger des MRSA-Keimes würden dann natürlich stationär isoliert aufgenommen, um so der Ansteckungsgefahr für andere Patienten entgegenzuwirken“, versicherte Eva Karmelita.

Dabei gilt: Patienten, die mit dem Keim besiedelt sind, müssen keine ernsthaften Erkrankungen fürchten. 30 bis 40 Prozent aller Patienten tragen diesen Erreger in sich, doch die Bakterien bleiben zunächst ungefährlich. Erst wenn der multiresistente Keim in offenen Wunden, in Blutkultur oder Gehirnflüssigkeit nachweisbar ist, stellt er ein Risiko für immungeschwächte Patienten dar – vor allem für Diabetiker, ältere Menschen oder Dialysepatienten. Übertragen werden die Keime meist durch Hautkontakt.

Bessere Kooperation nötig

Und stecke der methycillinresistente Keim erst einmal im Körper, lasse er sich mit einer Antibiotika-Therapie nur schwer bekämpfen, mahnte Dr. Christof Alefelder, regionaler Krankenhaushygieniker der Helios-Klinik St. Josefs-Hospital. „Leider sind wir im Laufe der Jahrzehnte immer unempfindlicher gegen Antibiotika geworden. Diese Resistenz ist ein Spiegelbild der medizinischen Entwicklung“, mahnte der Experte. Ein positives Beispiel sei in dieser Hinsicht in den Niederlanden zu finden, wo mit der Verschreibung eines Antibiotikums höchst sparsam umgegangen werde. „Also müssen die Patienten ausbaden, was Ärzte in der leichtfertigen Verschreibung des Penicilins angerichtet haben?“, so eine Zuhörerin während der von WAZ-Redaktionsleiter Thomas Schmitt geleiteten Diskussion ein. „Leider ja“, gab Alefelder zu.

Gleichwohl: Am Ausbau des regionalen Netzwerkes im Kampf gegen die Keime, so Dr. Ingrid Rihs, Ärztin für Hygiene und Umweltmedizin der Stadt Bochum, soll intensiv weitergearbeitet werden: „Es ist ja nicht so, dass wir uns erst jetzt mit dem Thema MRSA befassen. Es muss halt eine bessere Kooperation zwischen Krankenhäusern, Altenpflegeheimen sowie Vertretern der ambulanten Pflegedienste stattfinden.“ So soll der Erreger frühzeitig erkannt und die Ansteckungsgefahr auf ein Minimum beschränkt werden. Bleibt zu hoffen, dass diese Entwicklung schon bald für transparentere Zahlen sorgt, die für alle Häuser noch immer ausbleiben.

Das Gesundheitsforum in der City

Bochum soll ein Stück gesünder werden. Das wünschte sich beim 3. Gesundheitsforum der Interessensgemeinschaft (IG) Boulevard Jürgen in der Beek, der gemeinsam mit Dr. Inka Krude die Veranstaltung vor drei Jahren ins Leben rief. Und sein Wunsch wurde erhört. Wie wichtig den Bochumern das Thema ist, zeigte sich am Samstag auf dem Boulevard. Zahlreiche Besucher aller Alterskategorien waren gekommen, um sich rund um das Thema Gesundheit, Medizin und Vorsorge zu informieren. Dass es manchmal nicht viel bedarf, um den Körper in Schwung zu halten, zeigte etwa der Kneipp-Verein Bochum an einem der 30 Informationsstände. „Wassertreten gehört zur besten Präventionsmaßnahme, um den Kreislauf fit zu halten“, so Gudrun Brüggerhoff, Gesundheitstrainerin des Kneipp-Vereins an der Bleichstraße. Nur einmal täglich für wenige Minuten durch das kühle Nass waten, stärkt die Wadenmuskulatur und somit auch die Venen.

Zufrieden zeigte sich auch Rettungsassistent Tim Rösler vom DRK-Blutspendedienst „Mit 40 Spendern am heutigen Tag sind wir gut aufgestellt“, so Rösler. Und wer anschießend noch Kraft genug hatte, konnte bei Mitmachaktionen wie etwa Hör- und Sehtests sowie dem Vermessen der Wirbelsäule am Stand der Ruhrsportreha mehr über seinen Gesundheitszustand erfahren.

„Mit einer Maus scannen wir den Rücken ab und sehen so direkt auf dem PC die Statik der Wirbelsäule“, erklärte Tim Hielscher der Ruhrsportreha. Hilfreiche Informationen zum Thema Physiotherapie lieferten die Experten gleich kostenlos dazu. Eine gelungene Veranstaltung.