Bochum. Die 77-Jährige wirkte ängstlich und verstört. Unverzüglich wollte sie einen Kredit über 4000 Euro aufnehmen. Bei der Sparkassen-Angestellten Helma Stumpe schrillte die innere Alarmsirene. Bereits zum vierten Mal bewahrte sie eine ältere Kundin davor, auf einen Betrüger hereinzufallen.
Enkeltrick, Schockanrufe, Wuchergeschäfte: Mit immer neuen miesen Maschen versuchen Betrüger, ältere Menschen abzuzocken. „Vereinsamung, Hilfsbereitschaft und mitunter auch Naivität werden schamlos ausgenutzt“, berichtet Polizeisprecher Guido Meng. Trotz aller Aufklärungsarbeit: „Die Fallzahlen nehmen seit Jahren zu.“
Längst hat die Polizei Mitarbeiter in Banken und Sparkassen als Partner gewonnen. Denn häufig werden Senioren unter Druck gesetzt, sofort Bargeld zu zahlen. So auch die 77-Jährige, die Mitte Dezember in der Sparkasse Hofstede den 4000-Euro-Kredit beantragte.
Die krummen Maschen der Abzocker
Zu ihrem Glück traf sie auf Helma Stumpe. Seit 34 Jahren arbeitet die Kundenberaterin in der Geschäftsstelle an der Dorstener Straße. Sie kennt die Kundin seit langer Zeit und fragte, wofür sie das Geld benötige. Die 77-Jährige erzählte. Von der Kaffeefahrt nach Dülmen. Von den angeblich hoch wirksamen Nahrungsergänzungsmitteln, für die sie noch vor Ort einen Kaufvertrag über 4000 Euro unterzeichnete. Und von dem Mitarbeiter, der sie direkt zur Sparkasse gefahren hat und draußen im Auto wartet, während sie den Kredit aufnimmt.
Helma Stumpe weiß von den fiesen Fallen für Senioren. Schon dreimal zuvor hatte sie mit ihrem Misstrauen richtig gelegen. 2009 war es ein älterer Kunde, der den Enkeltrick am Telefon („Rate mal, wer hier spricht“) beinahe mit einem Vermögen bezahlt hätte. 2010 war es ein 92-Jähriger, der einem angeblich befreundeten Teppichhändler (den er zuvor nie gesehen hatte) mit 5000 Euro aus der Patsche helfen wollte. 2011 flog dank des Argwohns der Beraterin eine Bande auf, die Umzüge für Senioren anbot. Geworben wurde mit Billig-Festpreisen. Waren die Möbel aufgeladen, wurden horrende, sofort zahlbare Zuschläge verlangt. Andernfalls würden die Möbel auf die Straße geworfen.
Man verlässt sich auf das Gespür der Mitarbeiter
Die Sparkasse nimmt zwar keine Schulungen vor. „Die Mitarbeiter sind aber informiert und sensibilisiert“, erklärt Sprecherin Sabine Raupach-Strohmann. Aufregung, Furcht: Helma Stumpe kennt die Signale. Beim Kaffeefahrten-Opfer hat’s funktioniert. Der draußen wartende Mitarbeiter wurde von der Polizei festgenommen.