Bochum. . Wohnungslose Menschen werden zunehmend psychisch krank. Das beklagt das Diakonische Werk. „Die Menschen, die zu uns kommen, sind zutiefst verunsichert, ängstlich, ohne Selbstvertrauen, häufig resigniert, hoffnungs- und perspektivlos, auch wütend und aggressiv.“

Die Kälte rückt das Thema Obdachlosigkeit verstärkt in den Fokus. Zwar sind in Bochum weniger Menschen dauerhaft ohne Wohnung, doch werden die Fälle immer komplexer. Psychische Erkrankungen und extreme Armut nehmen stark zu.

„Uns begegnen zunehmend Menschen, deren multiple Probleme wie Alkoholerkrankung, psychische Erkrankungen auch der Auslöser für Arbeitsplatz- oder Wohnungsverluste sind“, berichtet Gerlinde Fuisting, Leiterin der Wohnungslosenhilfe der Inneren Mission – Diakonisches Werk Bochum e.V. Der Träger verantwortet stadtweit den größten Teil der Hilfen für Menschen in Notlagen.

Bei den Betroffenen sorgt die Reform der Sozialgesetzgebung für große Unsicherheit. Bürokratische Prozesse sind schwieriger geworden, die Beratungsstellen müssen verstärkt bei Formularen helfen. Noch schwerer wiegt die durch die Reformen begünstigte extreme Armut. „Die Menschen, die zu uns kommen, sind zutiefst verunsichert, ängstlich, ohne Selbstvertrauen, häufig resigniert, hoffnungs- und perspektivlos, auch wütend und aggressiv“, sagt Gerlinde Fuisting. „Sie sind gezeichnet durch das Leben in kontinuierlicher Armut.“ Die immense Überschuldung ihrer Klienten erschwert die Arbeit der Beratungsteams.

Die Versorgung sichern

Ihre Aufgabe ist es, Wohnungslosigkeit vorab zu vermeiden und bei bereits eingetretener Not die Versorgung zu sichern. Sie bieten eine Postadresse, heiße Getränke, Waschküche, Dusche, Kleidung und vermitteln Angebote zur Freizeitgestaltung und Tagesstruktur. Im vergangenen Jahr besuchten 789 Menschen diese Einrichtung der Inneren Mission.

Der Tagesaufenthalt an der Stühmeyerstraße hatte 6960 Besucher. Die Notschlafstelle Fliednerhaus zählte 8637 Übernachtungen.

Immer häufiger gelingt es, vormals wohnungslose Menschen ins Betreute Wohnen zu vermitteln. Eine lange Zeit auf der Straße und psychische sowie Suchtkrankheiten rauben oft die Fähigkeit, selbstständig einen Haushalt zu führen. Individuelle Betreuung und Unterstützung bei alltäglichen Dingen gibt diesen Menschen in der eigenen Wohnung Sicherheit und schützt vor Rückfällen in alte Verhaltensmuster.