Bochum. . Auf dem ehemaligen Nokia-Gelände hat sich der Klinikausrüster Roeser angesiedelt. In Zeiten wie diesen werden Unternehmer wie Udo Maas zu Hoffnungsträgern ganzer Regionen. Seine Firma verzeichnet Zuwächse. Gerade die Opel-Stadt Bochum setzt auf Jobs in der Gesundheitsindustrie.

Ob er es will oder nicht: In Zeiten wie diesen werden Unternehmer wie Udo Maas (60) zu Hoffnungsträgern ganzer Regionen. Wenn angesichts von Opel und Thyssen-Krupp wieder einmal über den Niedergang der Ruhrgebietswirtschaft geredet wird, kann er den Neuanfang symbolisieren – in Bochum, auf dem ehemaligen Nokia-Gelände.

Maas hat sich mit seiner Firma Roeser angesiedelt, als der finnische Konzern im Jahr 2008 den Rückzug antrat. „Als wir unsere Büros bezogen haben, standen die Kaffeetassen der Nokia-Manager noch auf dem Tisch“, erinnert er sich. „Einige Hochregale und große Teile der Büroeinrichtung konnten wir sogar von unseren Vorgängern übernehmen.“

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Roeser ist ein Medizingeräte-Handelskonzern und Marktführer in Deutschland. „Wir liefern rund 800 000 Artikel und arbeiten mit 900 Herstellern zusammen“, sagt Maas. „Damit können wir fast eine gesamte Klinik einrichten – von der Spritze oder Schere bis zum OP-Tisch.“ Derzeit beliefere sein Unternehmen rund 1000 Krankenhäuser in Deutschland, „in einigen Jahren sollen es 1500 sein“. Rund 400 Mitarbeiter beschäftigt Roeser – Tendenz steigend.

Handel mit Medizingeräten – ein globales Geschäft

Gerade die Opel-Stadt Bochum setzt auf Jobs in der Gesundheitsindustrie. Auf eine „positive Perspektive für die Opelaner“ komme es nun an, hatte der Bochumer Medizin-Unternehmer Dietrich Grönemeyer schon vor Monaten gesagt und auf „das Medical Valley Ruhr“ mit rund 300 000 Arbeitsplätzen verwiesen. Die Branche habe schon viele umgeschulte Bergleute aufgenommen. Auch Thomas Westphal, Chef der Ruhr-Wirtschaftsförderung, schwärmt von den Perspektiven und spricht von einem „Leitmarkt für das Ruhrgebiet“ – mit Unternehmen, die jährlich 12,6 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaften.

Allerdings steht auch die Gesundheitsbranche unter einem erhöhten Spardruck. „Viele Häuser leiden unter einem massiven Investitionsstau“, sagt Roeser-Chef Maas. Sein Geschäftsmodell hat er darauf abgestimmt. Es gebe noch „erhebliche Einsparpotenziale in den Krankenhäusern“, sagt Maas. „Nicht selten bestellen verschiedene Abteilungen in einem Krankenhaus bei unterschiedlichen Lieferanten ihre OP-Handschuhe oder Pflegemittel. Dadurch entstehen unnötige Kosten.“ Denn durch die Bündelung von Bestellungen ließen sich bei den Herstellern bessere Konditionen erzielen.

Der Handel mit Medizingeräten ist ein globales Geschäft. Ein Großteil der Produkte, die in den deutschen Krankenhäusern eingesetzt werden, kommen aus dem Ausland. „Einmalprodukte wie Latexhandschuhe, Hauben und Masken werden zunehmend in Asien hergestellt – zum Beispiel in Malaysia, Thailand oder China. Indien ist in der Infusionstechnik stark, Südamerika bei Operationskleidung.“ Unternehmen aus Deutschland seien in der Regel nur dann erfolgreich, wenn sie sich stark spezialisiert haben. „Die Konkurrenz der Hersteller aus Asien wird noch zunehmen“, prophezeit Maas.

Arbeitsplätze für ehemalige Opelaner?

Der deutsche Gesundheitsmarkt sei allerdings schon aufgrund der demografischen Entwicklung „eine der größten Wachstumsbranchen in Deutschland“, sagt der Unternehmer. „Nordrhein-Westfalen und speziell das Ruhrgebiet sind Keimzellen für Innovationen im Gesundheitswesen.“

Auch Roeser verzeichnet Zuwächse. „Unser Unternehmen ist auf Wachstum ausgerichtet“, sagt der Firmenchef. Für das laufende Geschäftsjahr peilt das Bochumer Unternehmen einen Umsatz von rund 185 bis 200 Millionen Euro in der Firmengruppe an – nach etwa 150 Millionen im Vorjahr. Künftig wolle Roeser stärker auch außerhalb Deutschlands präsent sein und Märkte wie Österreich, die Schweiz und die Niederlande erobern.

Maas warnt aber auch vor übertriebenen Erwartungen, wenn nun über die Perspektiven für ehemalige Opelaner spekuliert wird. „Die Gesundheitsbranche ist ein sehr spezielles Geschäft, das sich nicht gut für Quereinsteiger eignet“, gibt er zu bedenken. „Unsere Mitarbeiter müssen sich im Krankenhausgeschäft auskennen. Insofern wäre es schwierig für uns, im großen Stil Opelaner einzustellen und umzuschulen.“ Immerhin: „Im Einzelfall bieten sich Tätigkeiten an – zum Beispiel in der Logistik.“