Bochum. . Die Volkshochschule will im Rahmen der bundesweiten Kampagne „Lesen und Schreiben - mein Schlüssel zur Welt“ verstärkt gegen Analphabetismus vorgehen. Am Freitag startet dazu eine multimediale Ausstellung im Forum der VHS.

Wer nicht lesen und schreiben kann, hat im Alltag klare Nachteile. Dennoch gibt es auch in Bochum noch immer viele Menschen, denen grundlegende Fähigkeiten im schriftlichen Ausdruck und Leseverständnis fehlen. Dagegen will die Volkshochschule Bochum (VHS) im Rahmen der bundesweiten Kampagne „Lesen und Schreiben - mein Schlüssel zur Welt“ verstärkt vorgehen. Bochum ist einer von sechs Schwerpunktstandorten in Deutschland, an denen mit Unterstützung vom Bund ein öffentlicher Raum für das Thema geschaffen werden soll. Am Freitag, 26. Oktober, startet eine multimediale Ausstellung dazu im Forum der VHS.

„Mit Zahlen ist die Analphabetisierungsrate schwierig zu belegen“, erklärte Elke Dietinger von der VHS bei der vergangenen Montag im Rathaus. „Das ist eine definitorische Frage, aber wir gehen davon aus, dass es sich in Bochum zumindest um eine fünfstellige Zahl handelt.“

Rund 15 Prozent Analphabeten

Sie und ihre Mitarbeiter beziehen sich in ihrer Definition auf die sogenannte funktionale Analphabetisierung, die nicht nur dann besteht, wenn jemand nicht einen Buchstaben entziffern kann, sondern darin zum Ausdruck kommt, dass schriftliche Zusammenhänge nicht erfasst oder ausgedrückt werden können. Ausgehend von dieser Definition zählten auch zur Gesamtzahl der berufstätigen Deutschen rund 15 Prozent Analphabeten, erklärte Dietinger.

„Es kann einfach nicht sein, dass wir in Deutschland so eine Situation haben“, so Thomas Ratenhof, Leiter der VHS. Er sieht es als eine eindeutige Aufgabe der Erwachsenenbildung, diesem Missstand entgegenzuwirken.

Thema absolut tabuisiert

„Gerade, weil das Thema absolut tabuisiert ist. Menschen trauen sich nicht, sich Hilfe zu holen und verstecken sich im Alltag. Wir können uns zum Beispiel die Ausrede beim Amt vorstellen, dass jemand seine Brille vergessen habe und er deshalb jemanden bittet, ein Formular für ihn auszufüllen.“ Außerdem sei es schwer, die Betroffenen zu erreichen. Man müsse oft auf das Engagement der Bezugspersonen hoffen, die sich um die Organisation eines Kurses kümmern.

An der VHS in Bochum haben Alphabetisierungskurse eine lange Tradition und sind immer gut besucht. Dennoch erhofft man sich im Rahmen der Kampagne, das Angebot bekannter zu machen und die Hemmschwelle der Betroffenen zu senken.

Auftakt der Ausstellung zur Kampagne „Lesen und Schreiben - mein Schlüssel zur Welt“ ist am 26. Oktober um 11 Uhr im Forum der VHS mit einem Aktionstag mit Experten und Betroffenen im Gespräch.

Bis zum 2. November ist die Ausstellung montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Ausgestellt sind 5 Stelen mit multimedialer Information, die auch Besucher ohne Lesekenntnisse erreicht: Hörbeispiele und Bilder geben Einblicke.