Bochum. . Die Aufklärung über Organspenden sollte schon in der Schule beginnen, fordert Prof. Dr. Richard Viebahn. Die WAZ greift die Anregung des Ärztlichen Direktors des Knappschaftskrankenhauses Langendreer auf. Ab sofort können sich Schulen für einen Info-Vormittag anmelden.

Die jüngsten Manipulationsvorwürfe in Kliniken in Göttingen und Regensburg haben das Vertrauen vieler Menschen in die Transplantationsmedizin erschüttert. „Wir erhalten seit sechs Wochen deutlich weniger Organangebote als üblich. Es kommt nicht mehr viel an“, schildert Prof. Viebahn, in Langendreer Chef eines des bundesweit führenden Transplantationszentren mit Schwerpunkt Nieren und Bauchspeicheldrüsen.

Der Skandal um gefälschte Krankendaten kommt zur Unzeit. Ab November werden alle 67 Millionen Krankenversicherten von ihren Kassen angeschrieben und gebeten, eine Entscheidung zur Organspende nach einem Hirntod zu treffen. „Das Misstrauen ist gestiegen. Es besteht die Gefahr, dass wenige betrügerischere Einzelfälle das komplette System infrage stellen“, warnt Peter Lang, Abteilungsleiter bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZGA).

Mehr Todesfälle zu befürchten

Die Kölner Behörde belässt es nicht bei Worten. Bei der Info-Tour „Organpaten werden“ wird in ganz Deutschland auf die Bedeutung von Organspenden aufmerksam gemacht. In dieser Woche macht die BZGA in Bochum Station. Noch bis zum morgigen Freitag ist die Ausstellung im Audimax der Ruhr-Universität aufgebaut.

Sehr zur Freude der Fachärzte. Erst der gravierende Mangel an Organspenden habe den Manipulationen den Boden bereitet. Finden sich noch weniger Spender, seien noch längere Wartezeiten (aktuell sieben Jahre) und noch mehr Tode zu befürchten, erklärte Prof. Viebahn am Mittwoch bei einer Diskussion zur Eröffnung der Info-Schau. Mehr denn je gelte es, die Bürger davon zu überzeugen, einen Spendeausweis auszufüllen.

Dabei seien auch die Schulen gefordert. „In meinen zehn Jahren in Bochum gab es nur eine Schule, die in unserer Klinik anfragte, ob wir im Unterricht über Organspenden informieren können. Das haben wir gern und erfolgreich getan“, berichtete Prof. Viebahn und fordert eine verbindliche Verankerung des Themas im Lehrplan.

Auch die Transplantierten selbst stünden zur Verfügung, sagte Ingrid Volke vom Bundesverband der Organtransplantierten.. „Neulich fragte mich ein Schüler: ,Wie teuer ist eine Lunge?’ Das zeigt, wie groß der Informationsbedarf ist.“

„Es wäre schön, wenn wir an Bochumer Schulen über die Regelungen und Notwendigkeit von Organspenden informieren könnten“, sagt Prof. Viebahn, Chef des Transplantationszentrums am Knappschaftskrankenhaus.

Infrage kommen aller weiterführenden Schulen (ab Klasse 9).

Anmeldungen an die WAZ-Redaktion, Stichwort Organspende, Huestraße 25 in 44787 Bochum, E-Mail: j.stahl@waz.de