Bochum. . „Es sind Einzelschicksale mit Namen und Foto, die den Drang zur Hilfe fördern“, weiß Simon Stifter, Sprecher der Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS). Wie schnell die Hilfsbereitschaft ohne konkreten Notfall sinken kann, zeigte sich am Samstag in Werne.
„Wir retten Kevin!“, hatten sich Angehörige und Freunde eines 23-jährigen Bochumers vorgenommen. Im Sommer war bei Kevin Leukämie diagnostiziert worden. Die Suche nach einem Stammzellenspender blieb anfangs erfolglos. Nach dem Vorbild von „Gemeinsam für Greta“ organisierten Kevins Familie und Clique eine große Typisierungsaktion. Die Willy-Brandt-Gesamtschule stellte Räume zur Verfügung. Die DKMS leistete logistische Unterstützung.
Alles war für den 22. September gerichtet – als in der vergangenen Woche die Glücksnachricht eintraf: Für Kevin ist in der weltweiten Datenbank ein geeigneter Spender gefunden worden. In der Uni-Klinik Essen wartet der Bochumer auf die Transplantation. An der Typisierung wurde dennoch festgehalten. „Auch auf ausdrücklichen Wunsch von Kevin“, betont seine Cousine Priti Loch (23), die mit ihrem Freund Martin Vetten den Aktionstag wochenlang vorbereitete. „So viele andere Menschen sind genauso dringend auf einen Spender angewiesen. Kevin und wir wünschen uns, dass auch sie eine Überlebenschance bekommen.“
Perfekte Organisation
30 Helferinnen und Helfer, allesamt Freunde und Verwandte von Kevin, standen am Samstag um 10 Uhr an der Wittekindstraße bereit. Selbstgebackener Kuchen, belegte Brötchen, Kaffee und Getränke warteten auf die Freiwilligen. Allgemeinmediziner Lutz Fiedel und seine Frau, die Anästhesistin Keya Chowdhury, übernahmen ehrenamtlich die medizinische Leitung.
Die Organisation: perfekt. Die Atmosphäre: familiär, fast heiter nach der jüngsten Botschaft vom gefundenen Spender. Die Besucherzahl: überschaubar. Bis 16 Uhr waren es 130 Frauen und Männer, denen fünf Milliliter Blut abgenommen wurden. Jeder Spender zählt. Jeder Pieks kann Leben retten. Doch gemessen an der Hilfe für die kleine Greta war die Resonanz verhalten: Für das dreijährige Mädchen hatten sich Ende 2011 über 3000 Freiwillige typisieren lassen.
Priti Loch und ihr Team zeigten sich am Sonntag dennoch zufrieden. „Wir mussten mit einer geringeren Teilnahme rechnen. Deshalb sind wir super glücklich, dass noch 130 neue Spender den Weg zu unserer Aktion gefunden haben und zudem 800 Euro Geldspenden zusammengekommen sind.“
Auch Kevin, berichtet Priti Loch, ist „happy“. Er darf stolz auf seine Familie und seine großartigen Freunde sein.