Bochum. 3400 Euro zahlte eine Rentnerin für die Reinigung von drei Teppichen. Nun erhält sie den Großteil des Geldes wieder: Der Teppichhandel zahlt 2000 Euro zurück.

„Handwäsche nach persischer Tradition, ab 8,90 Euro per qm“: Die 78-Jährige wurde in einem Prospekt auf die „Aktionswäsche“ eines Bochumer Teppichhandels aufmerksam. Ihre drei Läufer (2 qm) konnten eine Auffrischung vertragen. Obwohl der Mitarbeiter beim Hausbesuch 3400 Euro (inklusive neuer Fransen an einem Teppich) verlangte, unterschrieb sie den Auftrag, zahlte später in bar. „Eine Dummheit. Ich hab’ mich überrumpeln lassen.“

Die 78-Jährige schaltete einen Anwalt ein. Von „Wucher“ ist in der Klageschrift die Rede. Das Alter und die „Schwächesituation“ seien ausgenutzt worden. 2500 Euro forderte die Rentnerin zurück. Davon wollte der Händler nichts wissen. Die 3400 Euro seien „markt- und branchenüblich“.

Viele Geschädigte im Revier

Das sah nach dem WAZ-Bericht im August anders aus. „Mir wurden 1250 Euro angeboten – ich denke, um weitere Artikel zu verhindern“, so die Leserin. Sie lehnte ab: bestärkt auch durch Berichte von Geschädigten aus dem gesamten Revier, die sich bei der WAZ meldeten, weil sie sich von der Teppich-Großfamilie ebenfalls übers Ohr gehauen fühlen. Reinigungskosten zwischen 500 (für einen Berber) und 3500 Euro wurden geltend gemacht.

„Betrug“, erkennt Siavash Alipour von der Teppich-Galerie David am Südring. Besagte Familie arbeite bundesweit „mit der 8,90-Masche, um abzukassieren“.

Für den vergangenen Mittwoch war ein Gütetermin vor dem Amtsgericht angesetzt. Kurz zuvor kam es zur Einigung: Der Teppichhandel (der sich gegenüber der WAZ bis heute nicht zu den Vorwürfen geäußert hat) zahlt 2000 Euro zurück. Für die Kundin und für Siavash Alipour „ein Schuldeingeständnis“. „Bei mir“, sagt der Experte, „hätte die Dame 220 Euro bezahlt. Die drei Läufer sind ja nur 3000 Euro wert.“

Sein Rat ist auch der Tipp der Verbraucherberatung: „Vergleichen Sie. Holen Sie mehrere Angebote ein.“