Einmal um die ganze Welt, das wollte schon Karel Gott im Schlager. Sein Ansinnen ist auch das eines Ingenieur- Teams von der Hochschule Bochum. Sie wollen erstmalig in der Geschichte mit einem energetisch autark betriebenen Solar-Fahrzeug die Welt umrunden. Und damit ins Guinness-Buch der Rekorde: Für eine offizielle Weltumrundung müssen 28 500 Kilometer auf dem Land zurückgelegt werden. Wenn die Weltumrundung funktioniert, stellt das Bochumer Solarauto, das auf den Namen Solarworld Gran Turismo hört, mehrere Weltrekorde auf. World Wide Solar Ride, so lautet der Titel des ehrgeizigen Projekts.
Los ging es am vergangenen Wochenende am anderen Ende der Welt. Als erste Etappe der auf insgesamt 34 000 Kilometer und zwei Äquatorüberquerungen angelegten Tour durch die Kontinente Australien, Nordamerika, Nordafrika, Europa und Asien, nimmt das Fahrzeug an der World Solar Challenge in Australien teil. In Darwin sind 36 Teams aus 21 Nationen mit sonnengetriebenen Flitzern am Start – das größte Starterfeld in der Geschichte des Traditionswettbewerbs.
Renndistanz: 3000 Kilometer
3000 Kilometer sind unter jener glühenden Sommersonne zu absolvieren, die gleichzeitig die Energie für die Fahrt liefert. Vor dem eigentlichen Start war für das Team noch viel Arbeit zu absolvieren. Die technische Abnahme, eine Generalprobe über 700 Kilometer und sogar ein Qualifying im Kampf um die beste Startposition mussten erfolgreich gemeistert werden. Zeit genug, auch die Konkurrenz zu studieren und deren Innovationen zu bewundern. Wie die Bochumer auf ihrem lesenswerten Renntagebuch im Internet (www.Hochschule-bochum.de/solarcar) berichten, hat aber auch ihr vierrädiger und zweitüriger Flitzer viele Bewunderer. Diese schätzten besonders die extrem hohe handwerkliche Qualität der Laminierarbeiten mit dem Leichtbauwerkstoff Kohlefaser.
Alltagstauglichkeit im Mittelpunkt
Die sportliche Auseinandersetzung ist aber anders als im regulären Rennsport eher Nebensache. Fest steht für das Team: „Es wird nicht um die vorderen Ränge gehen“. Denn die Alltagstauglichkeit und der dadurch nötige große Fahrzeugquerschnitt – „projizierte Frontfläche“ genannt – ermögliche bei der zur Verfügung stehenden Energie eine Durchschnittsgeschwindigkeit um die 50 km/h -- trotz eine niedrigen Windwiderstandswertes. Das reicht nicht, um mit den zuweilen seltsam anmutenden auf Geschwindigkeit getrimmten Spezialmaschinen mitzuhalten.
„Sexiest Solarcar of the World“
Inzwischen ist schon ein Viertel der Strecke absolviert. Ein holländisches und ein japanisches Team fahren vorneweg, die Bochumer im Mittelfeld. Einen großen Erfolg feierte das Team aber auch schon jetzt. Ein Schiedsrichter ernannte das Fahrzeug kurzerhand zum „Sexiest Solarcar of the World“. Für das Team heißt Solarworld GT seither auch „Bochum Beauty“.