Bochum.
Das kann doch jedes Kind!, ist man geneigt, laut auszurufen, wenn es ums Thema Radfahren geht. Doch das stimmt nicht. Da es viele Gründe gibt, warum Erwachsene, eben nicht sicher auf zwei Rädern ihre Stadt erkunden können, gibt es sie: Fahrradkurse für Erwachsene. Gerade in diesen Tagen ist ein Kurs in Bochum zu Ende gegangen: „Wir bieten solche Kurse für Menschen zwischen 13 und 75 Jahren. In der letzten Zeit kommen mehr und mehr Erwachsene“, sagt Fahrradlehrerin Christine Rhodes.
Nezahat Sarkaya ist eine der Teilnehmerinnen. Schon recht sicher kurvt sie auf dem großen Platz unterhalb des Colosseums an der Alleestraße um die roten Hütchen herum: „Ich bin Friseurin und muss bei meiner Arbeit viel stehen. Für mich ist Radfahren daher eine gute Möglichkeit, um mich körperlich fit zu halten“, erzählt sie. Bedriy Dal, die wie die anderen Teilnehmer nach 21 Übungsstunden mit Erfolg den Kurs abgeschlossen hat, ergänzt: „Ich habe Kinder und möchte mit denen gemeinsam Familienausflüge machen.“ Sie ergänzt, und spricht damit einen Punkt an, der Erwachsene häufig in Verlegenheit bringt: „Als Kind konnte ich radeln, bin aber später nie mehr gefahren, so dass ich mich unsicher fühlte.“
Oft spielt Scham eine Rolle
Scham ist es auch, die eine ältere Teilnehmerin veranlasst, ihren Namen nicht zu nennen. Sie sei viele Jahre nicht mehr gefahren und hätte sich daher gar nicht mehr getraut. Kursleiterin Rhodes kennt all diese Hintergründe. Bei Erwachsenen fehle oft die spielerische Herangehensweise, wie Kinder sie haben, und wie Kinder das Radfahren lernen.
Schritt für Schritt geht es zunächst über einen Tretroller und dann mit speziellen Fahrrädern in die Praxis. Am Donnerstag startete die kleine Gruppe stolz zum ersten kleinen Ausflug über das Gelände des Westparks. Christine Rhodes, erklärt, worauf es ankommt: „Zunächst lernen die Teilnehmer das Gefühl, wie es sich anfühlt auf einem Rad das Gleichgewicht zu halten.“
Helfer gesucht
Joanna Gruse hat den Kurs organisiert. Ganz viele Beteiligte und Unterstützer haben sich zusammengefunden. Dabei ist etwa der Paritätische. die Diakonie und die Ifak. Warum sogar das Bundesverkehrsministerium mit im Boot ist und was das alles mit Integration zu tun hat, erklärt sie gern: Die Idee sei in Integrationskursen für Menschen mit Migrationshintergrund entstanden. „Es ging darum, dass vor allem Frauen kaum die Möglichkeit haben, ihr Viertel zu erkunden. Da bot sich das Rad als Fortbewegungsmittel an.“ Doch angesprochen sei jeder, der das Radeln (wieder) lernen möchte.
Die Bundesregierung habe jetzt die Ausbildung von zwei Fahrradtrainern mitfinanziert. Ziel sei es, weitere Kurse anzubieten und noch mehr Teilnehmer zu gewinnen. Dafür suchen die Organisatoren gebrauchte Räder, vor allem Damenräder.
Wer helfen möchte, kann sich unter 0152-01385344 direkt an Joanna Gruse wenden.