Bochum. . Geschäftsleute und Anwohner klagen über die Belastungen, die die Dauerbaustelle an der Kortumstraße zwischen Brückstraßé und Nordring mit sich bringt. Teilweise werden Umsatzeinbrüche beklagt.

An der nördlichen Kortumstraße zwischen Brückstraße und Nordring hämmert und donnert es schon seit Mitte Juli. Die Stadtwerke verlegen neue Fernwärmeleitungen, weil die alten ein halbes Jahrhundert alt sind. Eigentlich gut für die Geschäftsleute dort, zumal sie nachher auch noch einen nagelneuen Belag auf der Straße bekommen. Doch der Preis dafür ist hoch: Viel Dreck, viel Lärm - und teilweise auch Umsatzrückgänge, weil die Kortumstraße an dieser Stelle für Autofahrer eine unansehnliche Sackgasse geworden ist.

„Es ist ein unbändiger Krach“, sagt Annegret Arendt, die in ihrem An- und Verkauf-Geschäft „Einzig Artig“ Porzellan, Schmuck, Kleidung, Möbelstücke und Accessoires verkauft. Neulich habe vor ihrem Schaufenster ein Bagger mit seiner Schaufel große Platten zertrümmern wollen. „Bei mir hat die Lampe geschwankt, die Gläser haben gezittert.“ Eine Nachbarin über ihr sei kreidebleich gewesen.

Sie habe durch die Baustelle weniger Kunden, beklagt sie. „Wo sollen sie denn parken?!“ Sie fühlt sich von den Stadtwerken auch sehr schlecht informiert. Von der 30. bis 35. Woche sollten die Bauarbeiten dauern, habe es anfangs geheißen. Sie hätten aber eine Woche vorher angefangen. Und zu Ende sind sie jetzt noch lange nicht.

„Oft müssen wir die Tür schließen wegen des Lärms und des Staubs“

Wenige Meter weiter nördlich bereitet die Baustelle auch der Reinigung „Sauber und Rein“ Probleme. „Die Kombi-Fahrer, die unsere Waren abholen und wieder anliefern, finden keine Parkplätze“, sagt Mitarbeiterin Sylvia Fischer. Das Gleiche gelte für die motorisierten Kunden. Hinzu kommt: „Oft müssen wir die Tür schließen wegen des Lärms und des Staubs.“ Dabei könnte etwas Luft von draußen wegen der warmen Maschinen nicht schaden. „Wenn draußen 35 Grad sind, haben wir hinten 65 Grad“, sagt Mitarbeiterin Anita Lettau.

Umsatzeinbrüche stellt auch Karin Borowski fest. Sie arbeitet in der kleinen Imbissbude „Pommes Schranke“ an der Kreuzung Kortumstraße/Nordring. „Stammkunden kommen auch weiterhin trotz der Baustelle. Aber andere Kunden finden keinen Halteplatz mehr. Viele sind mit dem Auto die Kortumstraße reingefahren. Das ist jetzt nicht mehr möglich.“ Die Baustelle riegelt jede Durchfahrt ab.

Wegen des Lärms muss sie manchmal auch mit den Kunden extra laut reden, sonst versteht sie die Bestellung gar nicht. „Das ist nicht so angenehm.“ Okay, die Bauarbeiter würden ja nur ihren Job machen müssen. Aber wenn man den Krach fast den ganzen Tag höre, sei das schon sehr belastend.

Baustelle wird Anwohner noch viele Nerven kosten 

Das bekannteste Geschäft an der Baustelle betreibt der Braut- und Abendmoden-Verkäufer Hans-Jürgen Schodrok. Er hat einen großen Vorteil gegenüber seinen Kollegen in der Nachbarschaft. Auf seiner Visitenkarte steht: „Parkplätze hinter dem Geschäft.“ Zurzeit werden direkt vor seinem Geschäft keine Rohre verlegt. Aber das kann sich bald ändern. „Ich hoffe, dass mein Kundenparkplatz weiterhin erreichbar bleibt.“

Die Baustelle wird in den nächsten Tagen noch in beiden Richtungen wandern und alle Anwohner noch viele Nerven kosten. Und auch die Autofahrer sind weiterhin betroffen. Mitten auf der Nordring-Kreuzung wurde zuletzt mehrfach die Verkehrsführung geändert. Teilweise steht nur eine Spur zur Verfügung. In der nächsten Woche soll auch die Kortumstraße nördlich des Nordrings für ein Stück aufgerissen werden, teilten die Stadtwerke auf Anfrage mit.

Im Herbst soll Ruhe herrschen

Bis zur Heizperiode im Herbst sollen die Fernwärmeleitungen fertig verlegt sein. Danach herrscht aber wohl nur vorläufig Ruhe dort. Die Stadt will die Kortumstraße im jetzigen Baustellenbereich umgestalten. Eine Beschlussvorlage ist schon auf dem Weg in die politischen Gremien. „Wir wollen noch in diesem Jahr ausschreiben“, sagte eine Stadtsprecherin.

Einer der Geschäftsanlieger, Mischa Reschke vom Friseursalon „Ponyhof“, hat „mit der Baustelle überhaupt keine Probleme“. „Die meisten meiner Kunden kommen zu Fuß. Ich habe keine Umsatzeinbußen.“ Dann fällt ihm aber doch ein Problem ein: der Lärm.