Gelsenkirchen.
Das Wetter an diesem Mittwochmorgen passt zur Stimmung. Die Geschäftsleute von der Horster Straße fühlen sich im Regen stehen gelassen.
Zumindest beklagen Birgit Neukirchen, das Ehepaar Susanne und Horst Falk sowie Wilfried Nowatzki erhebliche Umsatzeinbußen, die sie auf den Baustellenbetrieb vor ihrer Tür zurück führen. Auch andere Geschäftsleute, sagen sie, hätten Sorgen.
Raumausstatterin Birgit Neukirchen wird für ein Drittel ihrer Mitarbeiter beim Arbeitsamt Kurzarbeit anmelden. „Die Einrichtung der Baustelle ist ein so genanntes unabwendbares Ereignis“, sagt sie. Wilfried Nowatzki musste sich in seinem Lotto- und Tabakwarenladen schräg gegenüber von Neukirchen von zwei Mitarbeitern trennen. Und Horst Falk vom gleichnamigen Möbelgeschäft spricht gar von einem Umsatzeinbruch von 40 Prozent.
Seit Dezember gehe das bereits so, sagen die Drei. Seinerzeit wurde eine Fernwärmeleitung erneuert – mitten im Weihnachtsgeschäft. Als der Bauabschnitt Vinckestraße/Horster Straße startete, wurde auf Anregung der Kaufleute von der Stadt ein Schild „Geschäfte erreichbar“ angebracht. Birgit Neukirchen hat auch ihren Parkplatz hinter dem Geschäft ausgeschildert. Außerdem hat sie vorausschauend Werbung für ihr Unternehmen gemacht.
Der erste „Null-Samstag“
Die Baustellensituation vor dem Laden habe allerdings zum ersten Mal in der langen Geschichte des Familienunternehmens dazu geführt, dass es einen „Null-Samstag“ gegeben habe. Vor den Ferien, wohlgemerkt. „Was uns fehlt, ist die Laufkundschaft“, beschreibt Wilfried Nowatzki die Lage. Sicher, meinen die Betroffenen, werde sich alles wieder einspielen – „Aber wann?“
„Man müsste eine Interessengemeinschaft Horster Straße gründen“, meint Nowatzki. Was die Geschäftsleute wundert: „Unser Bauabschnitt sollte doch erst Anfang 2013 dran kommen.“ Und jetzt das: Bagger auf der Straße („ohne dass der bewegt wird“) und Baustellenbetrieb.
Der hat allerdings mit dem letzten, großen Bauabschnitt für die zukünftige Kulturmeile Horster Straße nur indirekt zu tun: Hier ist die Bogestra am Werk. Unternehmenssprecherin Sandra Bruns weist darauf hin, dass die Arbeiten am Schienennetz für die Sommerferien 2012 angekündigt waren. Sie habe Verständnis für die Geschäftsleute. „Wir bemühen uns sehr, aber wir müssen halt bauen.“
Verzögerungen im Bereich Vinckestraße
Im Einmündungsbereich Vinckestraße/Horster Straße ist es bei den Straßenbauarbeiten zu Verzögerungen gekommen. Warum, das erklärt Stadtsprecher Martin Schulmann so: „Weil einige Versorgungsleitungen nicht da liegen, wo sie eigentlich liegen sollten.“ Allein die Kanalrohre wären zum Teil 80 bis 100 Jahre alt. Fast alles sei aber im Zeitplan. Dass in Höhe des Geschäfts von Birgit Neukirchen ein Bagger steht, sei dem Umstand geschuldet, dass hier Baustellenmaterial vom Goldbergplatz gelagert werde.