Bochum. . Die Sauna des Freizeitbads Heveney ist einen Steinwurf entfernt. Der Schweiß rinnt beim Zeltfestival Ruhr aber auch ohne Ofen und Aufguss. Tropische Temperaturen lassen in den drei Zelten selbst das wirkungsvollste Deo versagen.
Zwar haben die Veranstalter reagiert. Im Sparkassenzelt wurden XXL-Ventilatoren aufgestellt, die 40.000 Kubikmeter Luft pro Stunde austauschen. Die Kühlung verschafft aber nur Linderung. Erschöpfte Besucher verfolgten die Gastspiele von Status Quo, Rea Garvey und Frank Goosen am Wochenende zeitweise vor den Zelten. Der – kurzfristig verstärkte – Sanitätsdienst Bochum meldet trotz der großen Hitze bisher keine außergewöhnlich hohen Einsatzzahlen.
Das ist in den Notaufnahmen der Krankenhäuser anders. „Wir verzeichnen ein deutlich erhöhtes Aufkommen“, sagt Robin Jopp, Sprecher des Bergmannsheils. Vor allem Senioren seien betroffen. „Flüssigkeitsmangel führt zur Herz-Kreislauf-Schwäche. Gerade ältere Menschen werden desorientiert, verlieren das Bewusstsein. Folge sind böse Stürze, Kopfverletzungen und Knochenbrüche.“
Im St. Josef-Hospital müssen vermehrt Nierenversagen und Schlaganfälle behandelt werden. „Zwei, besser drei Liter Flüssigkeit sollten Minimum sein“, appelliert die Leiterin der Notaufnahme, Dr. Sandra Döpker. Es gebe einen einfachen Warnhinweis: „Wenn man den ganzen Tag nicht zur Toilette muss, hat man definitiv zu wenig getrunken.“
Trinkmenge gleichmäßigüber den Tag verteilen
„Wenn man viel schwitzt, bleibt der Kreislauf mit viel Flüssigkeit in Schwung“, weiß auch Jörg Jockisch, Sprecher der AOK Bochum. Mit Schweiß und Harn gibt ein Erwachsener an Hitzetagen etwa drei Liter Flüssigkeit ab, bei körperlicher Belastung wesentlich mehr. „Wer fit bleiben will, muss für ständigen Nachschub sorgen.“ Die erforderliche Menge sollte dabei über den Tag verteilt werden. „Wer zu schnell größere Mengen auf einmal trinkt, riskiert Beschwerden im Magen- und Darmbereich.“
Für den großen Durst ist Mineralwasser ideal. Auch ungesüßte Kräuter- und Früchtetees sowie Saftschorlen (ein Drittel Saft, zwei Drittel Mineralwasser) stillen den Durst auf gesunde Weise.
Wasserreiche Lebensmittel sind gleichfalls zu empfehlen: rohes Gemüse, insbesondere Gurken, Paprika und Tomaten zum Reinbeißen oder als Salat. Und natürlich frisches Obst. Saftiger Spitzenreiter ist die Melone mit einem Wassergehalt von bis zu 97 Prozent. Obst und Gemüse liefern zudem Vitamine, Mineral- und Ballaststoffe.
Angelhaken musste in derKlinik entfernt werden
„Alkoholhaltige Getränke eignen sich nicht als Durstlöscher“, warnt die AOK. Beim Zeltfestival wird der Rat beherzigt. Der Bierumsatz wird meist erst in den Abendstunden angekurbelt, wenn es etwas kühler ist. „Tagsüber steht auf der Gastro-Meile der Verzehr von alkoholfreien Getränken im Vordergrund“, beobachtet Festival-Sprecherin Astrid Wellenberg.
Gefahr lauert auch beim Schwimmen. Bochumer Kliniken mussten in den vergangenen Tagen mehrere Kinder und Jugendliche behandeln, die sich bei Kopfsprüngen verletzt haben.
Nur bedingt mit dem Wetter zu tun hat die wohl skurrilste Verletzung, die am Hitze-Wochenende verarztet werden musste. In der Notaufnahme des Bergmannsheils erschien eine Frau mit einem Angelhaken im Ohr. Der Petri-Jüngerin musste das Metallteil operativ entfernt werden. Inzwischen ist sie wieder wohlauf.
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