Bochum. 20 Prominente, WAZ-Leser und Ex-VfL-Profis probierten bei einer Blindverkostung neun verschiedene Wässer. Ergebnis: Das Bochumer Leitungswasser kann es mit ungleich teureren Tropfen aufnehmen.
Vom Pineo Luna Llena nimmt Theo Kraushaar einen besonders tiefen Schluck. Das spanische „Mondwasser“, so heißt es, verwandele müde Männer in knackige Knaben. Ob die liquide Verjüngungskur bei Schutzmann Theo (78) funktioniert, bleibt abzuwarten. Sicher ist: Beim WAZ-Test hat das Luxuswässerchen aus den Pyrenäen Platz 1 belegt – gleichauf mit einem ebenso exotischen Tropfen von den Fidschi-Inseln. Um so bodenständiger der Drittplatzierte: das Bochumer Trinkwasser.
Hollywood-Wässerchen für 60 Euro
800 Mineralwässer sind in Deutschland im Handel. Auf edel getrimmte Designerflaschen zählen zu den angesagten Lifestyle-Produkten. Auch manches Marken-Mineralwasser im Getränkemarkt hat seinen Preis. Kostengünstiger ist’s im Discounter. Doch mal ehrlich: Ist da wirklich ein Unterschied zu erkennen? Schmeckt ein Luxuswässerchen tatsächlich besser als die um einiges preiswertere Sorte aus dem Supermarkt? Und was ist mit unserem guten alten Kraneberger?
Ein Test in den Räumen der WAZ sollte Antworten liefern. Dr. Uwe Pöhls hat damit Erfahrung. Als Leiter des Instituts für empirische Sozial- und Kommunikationsforschung (Neuss) hat er 1600 Probanden bei über 50 Versuchen Wässer aus aller Welt vorgesetzt. Seine grundsätzliche Erkenntnis: Bei Blindverkostungen – heißt: niemand weiß, was er da gerade trinkt – kann sich das Leitungswasser gegen die (deutlich) teurere Handelsware behaupten. „Kraneberger landet immer auf dem Podest. Ich denke, auch hier in Bochum.“
Für die WAZ greift der Wissenschaftler zu Extremen. Er hat acht Glas- und Plastikflaschen mitgebracht. Mit der Hollywood-Verrücktheit „Blink H2O“ (66 Euro pro Liter, mit Swarovski--Kristall auf der Pulle) und „Gize“ aus Kanada (20 Euro, angeblich goldgefiltert) werden die laut Pöhls derzeit teuersten Mineralwässer der Welt ausgeschenkt. Stolze 9 Euro kostet „Voss“ aus Norwegen, 6,50 Euro das Mond-, 4 Euro das Fiji-Wasser. Die Discount- und Markenware bewegt sich zwischen 13 und 85 Cent. Die Wasserprobe Nummer 9 zapft Dr. Pöhls aus dem WAZ-Wasserkran: das Bochumer H20, konkurrenzlos günstig mit 0,2 Cent für einen Liter – „30.000 Mal weniger als das Hollywood-Wässerchen“, rechnet der Wasserforscher vor.
Promis, Leser und Ex-VfL--Kicker
Die Promis machen den Anfang. Schriftsteller Frank Goosen („Zuhause trinken wir nur Kraneberger. Zum Kistenschleppen habe ich keine Lust“), Stadtwerke-Chef Bernd Wilmert, Feuerwehrchef Dr. Dirk Hagebölling, Reinhard Micheel (Aktion Canchanabury) und WAZ-Redaktionsleiter Thomas Schmitt hocken vor neun nummerierten Gläsern. Sie riechen, begutachten, schmecken, grübeln. Goosen führt das Nass gar zum Ohr: „Wegen der Bläschen.“ Konzentriert geben sie auf Fragebögen ihre Bewertung ab. Wenig später strahlt Wilmert: Die Promis haben „sein“ Trinkwasser mit der Note 2,15 auf Platz 1 gewählt. Hollywood muss sich mit Rang 2 begnügen.
Bei den zehn WAZ-Lesern (darunter Theo Kraushaar), die sich erfolgreich für den Test beworben hatten, gewinnt das „Mondwasser“. Ob’s an der versprochenen Verjüngung liegt: Auch bei den Ex-VfL-Recken Ata Lameck, Dariusz Wocz, „Katze“ Zumdick, Michael Rzehaczek und Uwe Leifeld, die danach die Gläser heben, landet das Wasser aus den Pyrenäen vorn.
In allen drei Testgruppen gut benotet: das Leitungswasser. Die Prognose von Dr. Pöhls trifft ein. Als Drittplatzierter kann Kraneberger in der Gesamtwertung einen Podestplatz erobern.
Theo freut’s. „Nicht nur das Wasser von Kölle ist gut“, sagt er – und will alsbald verraten, ob ihn das Mondwasser jünger gemacht hat.
Das Gesamtergebnis des WAZ-Geschmackstests:
1. Pineo Luna Llena (Spanien) und Fiji (Fidschi-Inseln, jeweils Gesamtnote 2,4)
3. Bochumer Trinkwasser (2,5)
4. Saskia (Lidl) und Bling H2O (USA, jeweils 2,6)
6. Voss (Norwegen, 2,8)
7. Volvic (Frankreich, 2,9)
8. Gize (Kanada) und Gerolsteiner (jeweils Note 3,0)