Bochum. . 2003 sollten sie noch ein Naturdenkmal werden, jetzt stehen sie im Weg: die 13 Platanen rund um die Marienkirche. Wenn die Stadt am Montag dem Architektenbüro Bez und Kock den Zuschlag zum Bau des geplanten Musikzentrums in Bochums Innenstadt gibt, ist das Schicksal der Bäume besiegelt.
Bäume sind hilflose Kreaturen. Mögen sie noch so schön sein, wenn der Mensch es will, kreist die Kettensäge. Ihren letzten Sommer erleben daher zurzeit auch die dreizehn mächtigen Platanen rund um die Marienkirche an der Viktoriastraße, die Ende des Jahres 2003 noch hoffen durften, ein Naturdenkmal zu werden. Jetzt stehen sie dem geplanten Musikzentrum schlichtweg im Weg.
Die „Einstweilige Sicherstellung“ durch die Untere Landschaftsbehörde war laut Stadtbaurat Ernst Kratzsch (SPD) seinerzeit ohnehin nur ein Trick, um den von der Kirchengemeinde geplanten Abriss der Kirche zu verhindern. „Der Erhalt der Kirche ist jetzt aber gesichert und der Sturm Kyrill hat 2007 die Platanen zum Teil beschädigt“, sagt Kratzsch.
Das letzte Stündlein hat geschlagen
Wenn am kommenden Montag, 6. August, zum Abschluss des VOF-Verfahrens (VOF = Vergabeordnung für freiberufliche Leistungen) nun wie erwartet das Stuttgarter Architektenbüro Bez und Kock den Zuschlag zum Bau des rund 33 Millionen Euro teuren Tempels der Musik rund um die Marienkirche erhält, hat den Platanen ihr letztes Stündlein geschlagen. Kratzsch: „Wer sich den Entwurf anschaut, weiß, dass die Bäume weggenommen werden müssen.“
Nachzulesen ist das auch in einer Antwort der Stadtverwaltung an die Linken, die sich um die Bäume sorgen. Die Platanen stellten zwar „eine besondere Bedeutung für das innerstädtische Umfeld dar, erfüllen jedoch im einzelnen nicht die Kriterien eines Naturdenkmals“, heißt es. Für das Musikzentrum müssten sie weichen: „Nach derzeitigem Stand der Planung kann das Platanen-Ensemble nicht erhalten bleiben.“
Kriterien für den Denkmalschutz der Kirche sind nicht gegeben
Immerhin, die Bochumer Baumschutzsatzung schreibt Ersatz vor. 37 Bäume sollen neu gepflanzt werden, 30 davon im Umfeld des Musikzentrums. 45 000 Euro wird das kosten, hinzu kommen 12 000 Euro für das Fällen der 13 Platanen. In der Kostenschätzung für das Musikzentrum sei diese Summe enthalten.
Der Wunsch nach einem Naturdenkmal bleibt im übrigen nicht als einziger an dieser Stelle unerfüllt. Auch der Förderverein Pro Marienkirche wird laut Kratzsch damit leben müssen, dass das Gotteshaus nicht wie immer noch erhofft unter Denkmalschutz gestellt wird. „Die Kriterien dafür sind einfach nicht gegeben“, sagt Kratzsch. Der Förderverein sieht das natürlich anders und hat daher erneut Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz (SPD) angeschrieben. Sie soll u.a. erläutern, warum die Herz-Jesu-Kirche in Hamme und die Heilig-Kreuz-Kirche in Grumme Denkmalschutz genießen und die Marienkirche nicht.
Anwohner können keine Rechte geltend machen
Auf den Weg gebracht wird in den kommenden Monaten eine Fortschreibung des Bebauungsplanes Viktoriaquartier. Es geht dabei um die Entwidmung der Straße Marienplatz südlich der Kirche. Weil die Grundstücke der Stadt gehörten, könnten Anwohner keine Rechte geltend machen, so Kratzsch. Daher dürfte das Procedere problemlos sein.
Die Verwaltung will das Verfahren am 29. August im Ausschuss für Wirtschaft, Infrastruktur und Stadtentwicklung einläuten, am 13. Dezember soll der Rat entscheiden. Im Januar oder Februar 2013 könnte dann der Bauantrag für das Musikzentrum genehmigt werden.