Hitzige Diskussionen um Verlängerung der Linie 310
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Langendreer. . Das WAZ-Redaktionsmobil hat in Langendreer Halt gemacht. Diskussionsthema Nummer eins: die Verlängerung der Straßenbahn-Linie 310, die die Gemüter erhitzt. Gegner fürchten um die Existenz der Händler und Anwohner, Befürworter freuen sich über eine bessere Verkehrsanbindung.
Eigentlich sollten gestern Vormittag, als die WAZ mit ihrer „rollenden Redaktion“ am Marktplatz Langendreer Station machte, mehrere Stadtteil-Themen diskutiert werden. Doch schnell war klar, dass in Langendreer derzeit nur eines interessiert: die Verlängerung der Straßenbahnlinie 310 mit all ihren Nach-, aber auch Vorteilen. Und erwartungsgemäß schlugen die Wellen hoch. Der Moderator, WAZ-Redakteur Michael Weeke, hatte mitunter seine liebe Not, die erhitzen Gemüter zu beruhigen.
Zunächst kommen die von der WAZ zu diesem Thema eingeladenen Gäste zu Wort. Bezirksbürgermeister Norbert Busche unterstreicht die Wichtigkeit des Projektes 310, das im Herbst in Angriff genommen werden soll. Ohne solche Baumaßnahmen, so Busche, gäbe es auch keine Entwicklung. Auch Jörg Filter von der Bogestra stellt die Vorteile heraus.
"Enorme finanzielle Einbuße"
So werde die 310 zwar nicht mehr durch Kaltehardt fahren, dafür aber eine vielfach gewünschte Direktverbindung mit dem Bus zum Knappschaftskrankhaus entstehen. Der Bochumer Hauptbahnhof sei bald 17 Minuten schneller zu erreichen. Die Anbindung von Langendreer an das Schienennetz sehen auch Günter Gleising (Soziale Liste) und Katharina Schubert-Loy (Grüne) positiv. Wie auch einige Bürger, die sich zu Wort meldeten. Mit der Straßenbahn gehe es schneller, es sei bequemer und man müsse nicht umsteigen, heißt es in der Runde.
WAZ diskutiert
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Doch viele Anwohner, das wird schnell deutlich, haben Angst. Angst vor dem, was das auf fünf Jahre angelegte Bauvorhaben an Folgen mit sich bringen wird. Den Tränen nahe ist Janina Krzyzanowski, die sich um die Zukunft ihrer Familie sorgt. „Wir haben uns 1988 ein Haus an der Unterstraße gekauft. Als Altersvorsorge. Wenn nun die Mieter ausziehen, stehen wir vor dem Ruin.“ Ihre Existenz sehen auch viele Gewerbetreibende gefährdet. Allen voran Björn Harmening von Opel Pieper. Er sieht „enorme finanzielle Einbuße“ auf sich, aber auch auf andere Einzelhändler zukommen. Und mit Baubeginn der 310-Strecke dunkle Wolken über das „ohnehin strukturschwache“ Langendreer aufziehen: „Dann können wir alle einpacken.“
Hoffen auf den Klageweg
Harmening hofft weiterhin, das Mammutprojekt auf dem Klageweg stoppen zu können. Sein Problem: Fast jeden Tag wird das Opelhaus über die Unterstraße per Tieflader mit neuen Autos beliefert. Mit Baubeginn, so Harmening, sei dies nicht mehr möglich. Der Opel-Pieper-Chef sieht sich dabei nicht als Quertreiber. Im Gegenteil. „Ich freue mich, wenn sich was tut.“ Nur bei der 310 sieht er die Notwendigkeit nicht gegeben. Der Verkehr in Langendreer funktioniere. „Ich glaube, das Projekt wird dem Ort den Todesstoß versetzen. Viele Gewerbetreibende werden vor die Hunde gehen.“ Und selbst ein großer Supermarkt wie Real werde dichtmachen, wenn es sich nicht rechnet.
Unterstützung erfährt Harmening durch Jürgen Klasen von der Interessengemeinschaft gegen die Straßenbahnlinie. Er würde es begrüßen, wenn Stadt und Bogestra mit dem Baubeginn warten, bis das Verwaltungsgericht entschieden hat. Das Thema 310 begleite Langendreer immerhin schon viele Jahre. „Da kommt es auf ein paar Monate mehr auch nicht an.“
Viele offene Fragen
Offene Fragen gibt es nach Ansicht der 310-Gegner noch einige: Wie viele Bäume fallen der Baumaßnahme wirklich zum Opfer – 85 oder sogar das Doppelte? Wie viele Parkplätze verschwinden – die angegebenen 42 oder doch viel mehr? Wurde die Gefahr von Tagebrüchen aufgrund der Bergbauhistorie bei den Planungen berücksichtigt? Und inwieweit spielten bei der Entscheidung pro Verlängerung der 310 auch Fördermittel eine Rolle?
Eines steht jedoch außer Frage: Die Anbindung Langendreers an das Straßenbahnschienennetz wird die Anwohner noch länger beschäftigen. Und auch die WAZ.
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