Der Ausbau der Linie 310 spaltet die Bürger in Bochum-Langendreer
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Bochum. Der geplante Ausbau der Straßenbahnlinie 310 bewegt schon lange die Gemüter. Am WAZ-Mobil kamen am Dienstag beide Seiten zu Wort. Gegner halten das Projekt für unsinnig und überflüssig, Befürworter freuen sich auf schnellere und bessere Verbindungen.
Auf verhärtete Fronten traf die „rollende Redaktion“ am Dienstag (12. April) am Markt in Langendreer, wo Befürworter und Gegner am WAZ-Mobil teils heftig und nicht immer ganz sachlich über den Ausbau der Straßenbahnlinie 310 stritten. Während die einen auf eine schnellere Anbindung an die Innenstadt und nach Witten hoffen, stellen die anderen den Sinn und Nutzen des Projekts in Frage und befürchten durch die lange Bauzeit neben Dreck und Lärm vor allem Nachteile für den Einzelhandel.
Hohe Baukosten trotz Subventionen
„Die Geschäfte hier machen Pleite“, meint etwa Luise Kaiser. Zudem sei der Ausbau, für den bislang 35 Millionen Euro veranschlagt wurden – ohne Nebenkosten und Mehrwertsteuer – zu teuer und vor allem überflüssig. Eine stolze Summe angesichts der Tatsache, dass die Bogestra jährlich mit fast 60 Millionen Euro aus städtischen Töpfen subventioniert wird.
Bereits für Anfang 2012 ist der Baubeginn auf der Unterstraße sowie am Crengeldanz in Witten vorgesehen. Spätestens 2017, so Jörg Filter, Geschäftsbereichsleiter bei der Bogestra für Infrastruktur und Fahrzeuge über den Stand der Planungen, soll die Linie 310 bis zum Markt und S-Bahnhof in Langendreer sowie nach Witten rollen.
Umbau soll für mehr Fahrgäste sorgen
Mehr als eine Million zusätzliche Fahrgäste, rechnet Filter vor, sollen dann jährlich die „attraktive Anbindung“ nutzen, die Langendreer an die Bochumer City anschließt. Doch diese immense Zahl an Fahrgästen, die nach Vorstellungen der Bogestra in Zukunft zugunsten der Straßenbahn auf ihr Auto verzichten sollen, erzeugt bei den Gegnern Gelächter und Kopfschütteln. „Wir wohnen direkt an der Strecke“, sagt Renate Mücher, „die Busse sind kaum besetzt.“ Überhaupt müsse der Osten Bochums nicht per Schiene erschlossen werden: „Wir sind gut angebunden“, ist sie überzeugt.
Ähnlich sieht es Marianne Muthmann: „Es wird immer der Eindruck erweckt, als wenn Langendreer ein unterentwickeltes Wüstendorf sei“, klagt sie und schlägt den Einsatz eines modernen Hybridbusses auf der neuen 310-Strecke vor. Dieser sei deutlich kostengünstiger und umweltfreundlicher. Doch ein Bus könne nicht dieselbe Personenzahl transportieren wie die Bahn, entgegnet Filter, der ebenso wie Susanne Düwel keinen leichten Stand am Redaktionsmobil hatte.
Linie 310
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Großteil der Parkplätze bleibt erhalten
Die stellvertretende Leiterin des Tiefbauamtes konnte aber beim befürchteten Wegfall der Parkplätze an der Unterstraße Entwarnung geben. Etwa 240 der heutigen 280 Plätze sollen erhalten bleiben, zumal die maximale Auslastung zuletzt bei nur 212 parkenden Autos gelegen habe.
Am WAZ-Mobil meldeten sich aber auch Befürworter des Projekts zu Wort. Gernot Schubert zum Beispiel hält den geplanten Zehn-Minuten-Takt für „deutlich komfortabler“, zumal man nicht mehr umsteigen müsse, um etwa zum Ümminger See zu gelangen. Zwar gibt es zahlreiche Buslinien in Langendreer, aber keine, die die zukünftige 310-Strecke bedient. „Ich würde häufiger das Auto stehen lassen“, sagt Schubert. Auch Dagmar Wolf sieht in der neuen Verbindung zur Bochumer Innenstadt und zum Hauptbahnhof eine „große Hilfe für alle Leute, die nicht gerne S-Bahn fahren oder die sie verpasst haben.“ Zudem seien Straßenbahnen in der Regel sauberer und sicherer.
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