München. Jochen Malmsheimer hat den Bayerischen Kabarettpreis verliehen bekommen. Der Bochumer Kabarettist und Wortakrobat wurde geehrt, weil er “die weitschweifige Redseligkeit seiner Jugend zur Bühnenkunst gemacht“ hat, wie es Laudator Georg Schramm formulierte. Er nannte Malmsheimer ein “Juwel“.
Zur Feier des Tages hatte Jochen Malmsheimer seine Wortakrobatik sogar in Kirchenverse gepackt. Mit "Psalmen der Sorge" bewies der Bochumer am Montag im Münchner Lustspielhaus, dass die Jury ihm nicht ohne Grund den diesjährigen Bayerischen Kabarettpreis zugedacht hat. Dass der hochtrabende Kirchenjargon sich bei dem Festabend um so etwas Weltliches wie Hosen drehte, trieb die Pointen nur auf die Spitze.
Malmsheimer ergoss einen hochtrabenden Wortschwall auf die Zuschauer, dem kaum zu folgen war. Er "hat die weitschweifige Redseligkeit seiner Jugend zur Bühnenkunst gemacht", sagte Kollege Georg Schramm in seiner Laudatio. Der 50-Jährige sei ein "Juwel", der mit der Grammatik arbeite. Schramm stellte Malmsheimers "Formulierungskunst" heraus und die "außergewöhnliche Musikalität" seines Sprechens.
Aumeier knutscht mit dem Kontrabass
Die "Schlaudatio" von Willy Astor auf seinen Kollegen Christoph Sieber geriet selbst zum Kracher. Der Altmeister schnallte sich seine Gitarre um und besang das Können des ausgezeichneten Kollegen in A-Dur. Seitenhiebe auf den Bayerischen Rundfunk, der die Preise vergibt, inklusive: Da fragte Astor doch tatsächlich, warum gerade Sieber als "schon lange ausgebuffte Bühnen-Rampensau" den "Senkrechtstarter-Preis" bekam und stellte fest: Der Schwabe, der mit einer Kostprobe seines anspruchsvollen Polit-Kabaretts begeisterte, sei vermutlich der "Heesters der Nachwuchs-Förderpreise".
Obwohl es für den Abend gar nichts zur Sache tat, konnte Astor sich auch die Gelegenheit nicht entgehen lassen, ein taufrisch geschriebenes Lied auf den Skandal um Fifa-Chef Joseph Blatter anzustimmen – zu den Klängen von Elvis Presleys "Fever".
Handfest geriet der Auftritt der beleibten Lizzy Aumeier, die den Musikpreis einheimste. Die Show mit ihrem Kontrabass geriet zum lasziven Flirt. Aumeier schmiegte ihre Rundungen an das Instrument, löste beim Spiel ihr hochgestecktes Haar und spätestens als sich die Oberpfälzerin zu leidenschaftlichen Zungenküssen mit dem Kontrabass hinreißen ließ, gab es im Publikum kein Halten mehr. Bei einem atemberaubenden Wettstreit mit ihrer osteuropäischen Musikerin am Piano aus bayerischen Saufliedern und russischen Klassikern demonstrierte die Preisträgerin dann anschaulich ihr musikalisches Können.
Hildebrandt rühmt das "Gesamtkunstwerk"
Am Ende des Abends bat Moderator Michael Altinger schließlich drei Altmeister des Fachs auf die Bühne. Dieter Hildebrandt erzählte einige Anekdoten aus längst vergangenen Zeiten mit Henning Venske und Jochen Busse. Das Duo erhielt den Ehrenpreis, als "Gesamtkunstwerk", wie Hildebrand anerkennend sagte. Die Preisverleihung ist am Freitag (20. Juli; 22.30 Uhr) im Bayerischen Rundfunk zu sehen. (dapd)