Dorsten. .

„Der Wilms“ war da und hat an zwei Abenden die Besucher der Veranstaltungsreihe „Kultur im Bahnhof“ der Hervester Freien Christengemeinde mit seinem Kabarett-Programm „Schmerz kann weh tun“ begeistert. Am Freitag war der alte Bahnhof mit sechzig Zuschauern ausverkauft, am Samstag mehr als das. Mindestens zehn Stühle mussten noch aus anderen Räumen organisiert werden.

Martin Wilms (40), gebürtiger Borbecker und seit über zehn Jahren Wahl-Dorstener, ist Kabarettist im Nebenberuf, aber mit Leidenschaft. „Ich spiele Theater, seit ich fünfzehn bin. In der Gemeinde in Essen habe ich damit angefangen, auch viel Pantomime und Gospelgesang gemacht.“ Dann hat ihn das Kabarett gepackt und er hat sich einer überregionalen Truppe in Herne angeschlossen. „Aber seit 2007 bin ich Solo unterwegs“.

„Schmerz kann weh tun“ ist sein drittes eigenes Programm, die Themen dazu findet der hauptberufliche Erzieher in seinem Umfeld und in der Gesellschaft. Da werden gerne politisch unkorrekt Bekenner der gesunden Bio-Küche aufs Korn genommen oder die klassische Kiste der Mann-Frau Klischees gegriffen. Die Inhalte sind nicht unbedingt neu, manchmal etwas angestaubt wie „warum zahle ich als Mann acht Euro beim Friseur für Schneiden inklusive Kaffee und Zeitung, und meine Frau kommt mit einem 120 Euro-Haarschnitt nach Hause, den man beim besten Willen nicht sehen kann?“

Aber Wilms hat Bühnenpräsenz. Die Erfahrung des Theaterspielens ist klar anzumerken. Die sonore Stimme bringt die Pointen auf den Punkt, ist variabel und witzig beim Vorlesen von Dialogen. Glanzleistung der Vortrag von Malmsheimers Dinkelplätzchen. Wie Martin Wilms genüsslich über die „Kiesoblaten“ referiert oder sich über die „Freunde des diamantharten Stuhlgangs“ echauffiert ist schon erste Klasse. Und er hat die Fähigkeit aktuelle Bezüge zu setzen. Bei seinen Betrachtungen zur Benachteiligung der Männer spricht er den kommenden WDR 2-Tag in Dorsten an. „Ich hoffe am 30. Juni die nette Redakteurin, die ich vorgestern im Radio gehört habe, persönlich zu treffen, um ihr meinen Unmut zu bekunden“. Und erzählt von der Außenschaltung in ein „Kaff“, in dem „Mister Waschbrettbauch“ gekürt wurde. Die Dame in der Redaktion hatte wohl verlauten lassen, die Jungs brauchen ja nichts zu sagen, schön sein reicht. „Man stelle sich vor, ein männlicher Journalist behaupte dies von einem Germany Next Top-Model. Das wäre sein Karriere-Ende.“ So sei es verziehen, dass Martin Wilms etwas zu häufig seine Ehefrau Almut benutzt, um sich ins rechte Licht des verfolgten, unterjochten Ehemanns zu setzen. Zwei Stunden ehrliche Unterhaltung bei denen die Lachmuskeln viel zu arbeiten hatten waren es auf alle Fälle. „Wenn er da ist, füllt er den Raum“, sagt Gemeindemitglied Ulla Busch. „Er ist ein Multitalent“. In der Tat war Wilms am Wochenende ja nicht nur Künstler, sondern auch Veranstalter. Er ist Leiter des Teams „Kultur im Bahnhof“ die seit mehreren Jahren die Kulturszene in Dorsten mit ihren Kleinkunstprogrammen bereichert. Das alles neben seinem intensiven 24-Stunden Schichtdiensten in einer Wohngruppe mit Jugendlichen zu organisieren verdient wohl höchsten Respekt.