Langenberg.. Jochen Malmsheimer liest in ausverkaufter VG aus „Der König auf Camelot“ – und entdeckt das Kotzbecken eines „echten Männervereins“.

Es war wohl auch nicht anders zu erwarten: Bei seinem Gastspiel in Langenbergs VG fand der durch seine Auftritte als Hausmeister in der ZDF- Sendung „Neues aus der Anstalt“ und frühere „Tresenleser“ Jochen Malmsheimer einen bis auf den letzten Platz ausverkauften Saal vor.

Der „Kerl wie ein Baumstamm“, dem mittelalterlichen Recken-Stoff ganz entsprechend, machte gleich zu Anfang klar, was Sache ist: Er hielt dem Publikum ein immenses, „wohlgeschliffenes“ Schwert hin, mit dem er denjenigen, die es etwa versäumen würden, ihr Mobiltelefon auszuschalten nachhelfen wolle.

Vergnüglich und bisweilen deftig ging’s auch weiter – etwa, wenn er die Realität jener sagenhaften Epoche schwerpunktmäßig mit dem damals üblichen Zahnverfall und dessen mangelndem Ersatz charakterisierte.

T.H. White`s „Der König auf Camelot“ diente als Vorlage

Und dann ging’s ans Vorlesen. Die Vorlage: T.H. White`s „Der König auf Camelot“. Der Autor, im Hauptberuf Lehrer, wollte die Geschichte von Artus und den Rittern seiner Tafelrunde jüngeren Lesern schmackhaft machen. Herausgekommen ist ein zweibändiges Werk, dessen irrwitziger Humor nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass hier gleichermaßen ein tiefsinniger, gesellschaftskritischer Geist am Werk war. So urkomisch der Text an sich ist: Malmsheimer setzt da noch einen drauf mit seiner unvergleichlich rasanten Sprachakrobatik. Jede Figur ertönt aus seinem Mund mit der ihm entsprechenden Stimme, gleichfalls übernimmt er sämtliche Geräusche, die im Text vorkommen – etwa das immer wieder herunterrasselnde Visier des durch seine Jagd nach dem „biestigen Biest“ schon reichlich ermüdeten, etwas tollpatschigen Königs Pellinor oder das ohrenbetäubende Geschepper zweier aufeinandertreffenden Rüstungen.

In der Pause hat Malmsheimer offenbar die Herrentoilette besucht. Sichtlich amüsiert stellt er fest, dass er sich in einem der wenigen verbliebenen Etablissements befindet, in dem es noch „Kotzbecken“ gibt. Kommentar: „Ein echter Männerverein offenbar.“

Seine furiosen Vorlese-Künste steigern sich im zweiten Teil etwa bei der Schilderung eines Turnierkampfes, bei dem es den 13-jährigen Matthias Meiwes, mit seinen Eltern aus Essen angereist, nicht mehr auf dem Sitz hält. Er findet „besonders toll, mit wie viel verschiedenen Stimmen er vorliest.“ Angelika und Axel Keimling aus Langenberg sind ebenfalls angetan: „Das macht er schon ziemlich toll!“ Und sie erinnern daran, dass auch andere Größen des Kabaretts wie Richard Rogler und Volker Pispers schon in Langenberg aufgetreten sind – damals noch im Bürgerhaus.

Jochen Malmsheimer jedenfalls ist völlig zu Recht die Gunst des Publikums sicher, und er hat damit neben seinem persönlichen Erfolg auch als Botschafter des Buches fungiert, das er übrigens auf 24 CDs aufgenommen hat.