Bochum. . Über Nachwuchssorgen kann die Kreisjägerschaft in Bochum nicht klagen. Groß war das Interesse bei einem Infoabend zur nächsten achtmonatigen Ausbildung. Dreißig Interessierte waren dabei.

Nachwuchssorgen braucht die Kreisjägerschaft Bochum sich derzeit keine machen. Zum Infoabend über die im August startende, achtmonatige, berufsbegleitende Jungjägerausbildung kamen rund 30 Besucher. „Ich schätze, dass einige der Besucher einfach nur interessiert sind am Wissen, das im Vortrag vermittelt wird“, urteilt der Vereinsvorsitzende Heinrich Schulte Uemmingen aus jahrelanger Erfahrung.

Doch der Großteil der bunt gemischten Schar, die sich an diesem Abend auf dem Vereinsgelände mit der Adresse Weg am Kötterberg 2 eingefunden hat, gibt sich auf Nachfrage fest entschlossen, den Ausbildungsweg eines Jungjägers erfolgreich bis zur Erlangung des Jagdscheines zu beschreiten.

Vorurteile gegen das Jägertum

So äußert sich zum Beispiel Philip Gapski (24) während einer Raucherpause wie folgt: „Mein Interesse für Natur und Jagd verdanke ich meinem verstorbenen Großvater. Er war im Hauptberuf Bauer und nebenher leidenschaftlicher Jäger. Er hat mir als Kind den Wald gezeigt und erklärt. Seitdem bin ich fasziniert von der Jagd! Durch Mundpropaganda habe ich von diesem Kurs gehört. Mir war sofort klar: Das ist 100 Prozent etwas für mich. Darum bin ich hier!“

Der junge Mann strahlt über das ganze Gesicht. Eine Konfrontation mit weit verbreiteten Vorurteilen gegen das Jägertum hat Gapski bereits im Freundeskreis erfahren. Doch das trübt seine Euphorie keineswegs: „Mir ist das egal, was andere sagen oder denken! Das bin halt ich, und darum ist das richtig!“ Gapski, glückselig über sein Bekenntnis, nimmt einen tiefen Zigarettenzug.

Nur ein müdes Achselzucken

Unverständnis, wie es ihm widerfahren ist, ist in der rund 700 Mitglieder zählenden Bochumer Kreisjägerschaft kein Novum. Werner Schäfer, stellvertretender Vereinsvorsitzender, erzählt kopfschüttelnd von der „Bambi-Mentalität“, die ihm im Gespräch mit hiesigen Bürgern immer wieder begegne. „Ich habe mal hier in Bochum eine Ente auf einem Weiher in einem Stadtpark abgeschossen. Der besagte Park ist Teil eines Niedrigwildreviers. Da wurde ich gleich von Rentnern angesprochen, die auf einer Parkbank saßen, wieso ich denn die schöne Ente tot schießen würde! Ich konnte dann zum Glück erklären, warum mein Eingreifen in die Entenpopulation zu Gunsten der Natur, also sinnvoll, war. Aufklärungsarbeit gehört eben auch zu unseren Aufgaben.“

Die jüngste angehende Jungjägerin des Lehrgangs 2012-2013 wird die 14jährige Hannah Pork sein. Ihr Ziel: Mit 15 das „Grüne Abitur“ ablegen, um dann, drei Monate später, in Begleitung von Mutter Karin oder Vater Andreas, auf die Jagd gehen zu können. Mit 18 braucht sie dann keine Aufsicht mehr. Hannah will jagen, so wie es auch schon ihr älterer Bruder Julian tut. „Sie ist sehr passioniert! Sie hat sogar schon eigenhändig eine Sau abgeschwartet“, schwärmt Mutter Karin Pork. Für Mitschüler, die ihre Leidenschaft nicht nachvollziehen können, hat Hannah nur ein müdes Achselzucken übrig.

Jagen ist eine Aufgabe

Ältester Lehrgangsteilnehmer wird Josef Engel mit 71 Jahren sein. „Jetzt im Ruhestand habe ich endlich Zeit, mir diesen Traum zu erfüllen“, erklärt der Elektroingenieur. Engel, der Kontakte zu Jägern in ganz Deutschland pflegt, freut sich jetzt schon auf die bundesweiten Einladungen zur Jagd. Wenn er als „später Jungjäger“ es dann in der Tasche hat: Das so genannte „Grüne Abitur“ in Form eines Jagdscheins. Die Leidenschaft, die von den angehenden Jungjägern ebenso wie von altgedienten Vereinsmitgliedern an den Tag gelegt wird, erklärt sich vielleicht mit dieser Aussage: „Die Jägerei ist kein Hobby. Sie ist eine Aufgabe.“ Berufen zu dieser Aufgabe fühlen sich übrigens nicht nur Menschen, denen die Jägerei aus der Familie und dem Freundeskreis her vertraut ist.

Es gibt allerdings auch Ausnahmen. Die Bochumerin Christina Förster (32) kannte überhaupt keine Jäger oder Jägerinnen, als sie sich vor drei Jahren zur Jungjägerausbildung anmeldete. Allein ihren Nachnamen brachte sie als Empfehlung mit.

Und heute? Die junge Frau hat ein Amt im Verein übernommen. Sie hat in Oliver Balke, dem Jungjäger-Ausbildungsleiter, die Liebe gefunden. Und kümmert sich mit ihrem Freund gemeinsam um die Ausbildung von Eika, Tyson und Lara, ihren drei Jagdhunden. Die Jägerei scheint wirklich „viel mehr als ein Hobby“ zu sein.